Wenn eine Pflegestelle auf Reisen geht

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So wir sind dann mal weg aus Hamburg und an der Ostsee. Auch wenn es sicher Silvester nicht so unerträglich wie in früheren Jahren in Hamburg sein wird -dank Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper und Ansammlungsverboten-, so ist das doch alles noch zu viel für die Nerven der meisten von uns. Anton pöbelt zurück, wenn die Knallerei beginnt und Salos nimmt es auch nicht so schwer, aber für uns anderen ist es Stress. Und so versuchen wir jedes Jahr ein ruhigeres Plätzchen für uns zu finden. Diesmal in der Geltinger Bucht. Wir haben es ganz gut getroffen. Und nachdem ich die Anfangsprobleme gelöst habe, genießen wir alle den Aufenthalt. Trotz mehrfacher Nachfragen bei dem auf Hundeurlaube spezialisierten Anbieter und der Versicherung, das Grundstück sei auf 1,40 hundesicher eingezäunt, erkannte ich sofort, dass das aber nicht für den Vorgartenbereich gilt, da sind dann Eckchen mit 60 cm leichtem Maschendrähtchen. 

Na, da hätte sich Johann ja auf jeden vorbeikommenden Hund ungehindert stürzen können und Anton hätte sicher gerne auch mal wieder gezeigt, dass er seine Straßenkämpferkräfte noch nicht eingebüßt hat. Meine Fantasien dazu eigneten sich für gleich mehrere Alpträume. Auch die Aussicht jede Runde im Garten nur an der Leine ermöglichen zu können, war wenig reizvoll. Aber Probleme sind zum Lösen da und wenn dann noch ein bisschen Glück dazu kommt… Ich konnte das am anderen Ende des Gartens aufgestellte Fußballtor in den Übergang zum Vorgarten zerren und zum Glück passte es perfekt zwischen die Hecken, noch ein paar große Äste zur Sicherung der Seiten und ich war so glücklich. Noch nie habe ich mich so über ein Tor gefreut. 🙂

Katze Susi hat nach einem halben Stündchen Warten im Badezimmer, während ich alles Gepäck reinschleppte (Ihr macht Euch kein Bild von den Gepäckmassen), noch eine halbe Stunde das Häuschen gehütet und musste dann auf ihren ersten Erkundungsgang. Susi weigert sich beharrlich auf ein Katzenklo zu gehen, das ist ganz offensichtlich unter ihrer Würde und so muss ich sie immer zügig nach draußen lassen. Obwohl ich Susi absolut vertraue, dass sie weiß was sie tut, freue ich mich doch immer, wenn sie nach ihrem ersten Gang in neuer Umgebung -diesmal nach knapp drei Stunden- wieder auftaucht, dann immer hungrig und auch etwas müde. Ich verstehe Susis Freiheits- und Unabhängigkeitsdrang so gut und ich freue mich immer sehr, dass sie ihn ausleben kann.

Die Erkundung des Hundestrandes hat das ergeben, was nach meiner Erfahrung immer die Erkundung von Hundestränden in Deutschland ergibt. Sie sind eine Zumutung. Hier jedenfalls so schmal, das an ein Ausweichen vor anderen Hunden mit Johann und Anton gar nicht zu denken ist. Da müssten wir schon ins Meer gehen. So viele auch große Steine, dass Anton ständig stolperte und sogar der sehr langmütige Salos gleich beschloss, doch lieber oben auf der Küstenkante zu laufen. Ich merkte wieder meine juristische Profession und fragte mich, ob es nicht eine Definition von Hundestrand geben müsste bzw. ob nicht eine Regelung gut wäre, was sich so Strand nennen darf. Aber ich mag es ja auch nicht, dass sich Tierarztpraxen in Hamburg Klinik nennen dürfen ohne einen Rund-um-die-Uhr Notdienst anzubieten. Ich bin einfach anspruchsvoll.  🙂

Zum Glück können wir jetzt ja auch an den Strand für Normalos. Und da hatten wir bisher nur nette Begegnungen, alle Menschen denen wir begegnet sind, haben sich über die Meute gefreut, freundliche Fragen zu Johann Dreibein oder auch Anton gestellt. Salos finden die allerallermeisten Menschen klasse, ich wurde zwar ein paar Mal gefragt, ob der auch zu mir gehört, denn Salos ist immer auf eigenen Ermittlungen, aber mittlerweile antworte ich darauf immer „Salos weiß, wo es langgeht“ (auch wenn er das eigentlich noch gar nicht wissen kann) und dann sind hier jedenfalls alle beruhigt und erfreut. Salos freut sich ja immer rund über jeden anderen Hund, und da ich dann mit Johann und Anton einen Bogen schlage, muss Salos ja auch selbstständig unterwegs sein. Salos ist begeistert von seinen neuen Bekanntschaften und einfach allem. Er ist einfach die beste Version von uns.

Unser blinder Anton teilt weder Salos Begeisterung für jeden und alles, noch für Strandspaziergänge. Ich habe es schon bei unserem ersten Aufenthalt an der Ostsee gemerkt. Anton findet Meer ungeheuerlich. Ja, ich denke so ist das für Anton: Da ist dieses riesige Ungeheuer, das ständig pöbelt, knurrt und brummt und dazu auch noch eine so feuchte Aussprache hat, liegt immer am Strand rum und man kann es nicht umrunden und sich mal von hinten anschleichen. Anton geht daher auch am liebsten so weit wie möglich von dem nassen Ungeheuer weg und erkundet den Strandhafer und was es da sonst noch so gibt. Gescheiter Anton.

Johann Früchtchen-Dreibein (manchmal genannt Plärrkopp) ist hier auch mal endlich so richtig erschöpft, nach dem Strandgang erkunden wir wilde Wege über Felder und sind immer ziemlich lange unterwegs und treffen dabei keine anderen Hunde, so dass Johann gar nicht plärren muss. Das entspannt uns alle. Und dann hat Johann auch noch Weihnachtsgeschenke bekommen, die so ganz nach seinem Interesse sind. Spielzeug findet Johann doof. Aber Holz zum Schreddern, das ist was. Also hat er ein Weinrebenstück und ein Wurzelholz bekommen, auch einen Kaffeeholz-Stab, aber den schreddert er so schnell, dass ich den gleich wieder in Luft aufgelöst habe, denn überall Holzschredder zu haben, macht dann doch nur Johann Spaß.

Carlotta und Vulpy genießen die Zeit rundum, wenn auch der Wind mit etwas Eisregen dann doch nicht sein müsste. Aber es scheint eben nicht immer die Sonne, auch wenn die beiden Zwerginnen es verdient hätten.

Und wenn dann alle hier so an ihren selbst gewählten Plätzen liegen und friedlich schlummern, dann erfüllt mich das mit Kraft für die Herausforderungen des neuen Jahres. Denn die kommen, da ist Verlass drauf.

Bitte begleitet und unterstützt uns auf unseren weiteren Wegen!

Eure Sandra Gulla

Verfasst am 30. Dezember 2021