ANTON – der blinde Kerl

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Trauer um ANTON 

Anton lebt nicht mehr. Am Mittwochabend musste ich ihn einschläfern lassen. Es kam unerwartet und sehr schnell. Er hatte einen Lebertumor, der an dem Tag geplatzt ist. Morgens mochte er nicht essen, abends war er dem Tod näher als dem Leben. Es ging alles so schnell, dass ich gar nicht so richtig verstand, was uns geschah und habe -wie eigentlich immer bei großem Stress- einfach nur sehr konzentriert agiert. Das tröstet mich jetzt, denn Anton musste nicht lange leiden. Aber natürlich habe ich mich danach gefragt, was ich übersehen habe, warum ich nicht wusste, dass er einen Lebertumor hat. Tatsächlich zeigte Anton aber keine der üblichen Symptome. Er war am Tag zuvor rennend auf der Horner Rennbahn, hatte seinen guten Appetit und hat jede Chance genutzt Susis Katzenfutter zu klauen. Er hatte nicht an Gewicht verloren und seine Stimmung war gut. Vielleicht wollte er mir zum Ende seines Lebens mal alles so richtig recht machen. Denn ich finde Sterben richtig kacke, aber der Tod ist ok. Ich bin nicht gläubig, aber mir ist noch kein rationaler Grund eingefallen, warum der Zustand tot schlecht sein sollte. So denke ich bei Anton ist jetzt alles ok.

Ich vermisse ihn und bin noch immer im Anton Modus. Schaue sofort wo Anton ist, wenn uns beim Spaziergang fremde Hunde entgegenlaufen, denn bis zum Schluss war Anton die Anwesenheit von unkastrierten Rüden oder distanzlosen dusseligen Junghunden nicht recht und er wusste dies zu zeigen. Ich stelle meinen Stuhl ganz ordentlich an den Tisch, wenn ich aufstehe, ich bin zwar eh der ordentliche Typ, aber das ganz genaue Hinstellen war eben für Anton, damit er sich trotz seiner Blindheit zügig und unbefangen in unserem Wohnraum bewegen konnte.

Jeder der Anton kennenlernte war von ihm beeindruckt, so oder so. Er war kein gefälliger Charakter, er wusste immer was ihm recht war und was nicht. Er traf seine eigenen Entscheidungen, aber er war immer berechenbar. An meiner Seite hat er sich nach dem ersten Jahr des Aneinandergewöhnens und Aneinanderreibens sieben Jahre gut benommen. Aber sein „will to please“ blieb immer wenig merkbar. Doch bei mir ist der auch nicht besonders ausgeprägt. So verstand ich ihn. Anton konnte schmusen wie kein Zweiter, morgens liebte er es auf mir drauf zu liegen und von mir mit vollem Körpereinsatz hin und her geschaukelt zu werden. Und er war ein Brocken. Eine andere Art von Morgengymnastik, die mir fehlt.

Hier ist es jetzt ruhig geworden, nachdem Johann umgezogen ist und nun auch noch Antons Präsenz fehlt. Am meisten reagiert Vulpy auf Antons Fehlen. Gerade Vulpy, die sein Verhalten immer unangemessen fand, wahrscheinlich sogar ordinär, so Straßenköter eben. Aber jetzt fehlt er ihr. Sie hat als Einzige hier erstmal das Essen eingestellt und ist auf unseren Spaziergängen ängstlicher und schreckhaft. Anton war eben auch der starke Kerl an ihrer Seite.

Ich bin dankbar, dass er mich vor acht Jahren so umschmeichelt hat, dass ich es wagte ihn zu mir zu holen. Seine Unerschrockenheit und sein Mut werden mir fehlen. Ich denke und fühle jetzt nach, was Antons Vermächtnis ist und dann werde ich es ihm recht machen.

Sandra Gulla

Verfasst am 26. März 2022

ANTON rennt

Ob ein blinder Hund rennen kann? Und wie, schaut Euch unseren Anton an. Wir wollen Euch gerne ermutigen auch gehandicapten Tieren eine Chance auf ein liebevolles Zuhause zu geben. Oft ist die Herausforderung gar nicht so groß, wie man denkt und die gehandicapten Tiere sind nicht behindert und fühlen sich in aller Regel nicht behindert. Eher müssen wir lernen einfach vernünftig mit dem jeweiligen Tier umzugehen, so rufen wir unseren Anton natürlich nicht so wie im Video, wenn ein Hindernis dazwischen liegt. Denn Anton vertraut uns blind! ❤️

Verfasst am 06. Mai 2021

 

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ANTON – der blinde Kerl

Bei ihrer ersten Reise in das Hundelager Bucov im Sommer 2014 lernte Sandra Anton kennen, der dort Archie hieß und auf circa. acht Jahre geschätzt warEr lebte in einem großen Kennel mit vielen anderen Hunden, er nahm sofort Kontakt auf und wollte schmusen. Er bewegte sich so versiert und sicher im Kennel und zwischen den anderen Hunden, dass zunächst gar nicht auffiel, dass er blind ist. Bei dieser Reise lernte Sandra auch einen wunderbaren jungen Rüden mit einem Staupetick kennen, den sie Nick nannte. Beide gehandicapten Hunde sollten mit dem nächsten Transport nach Hamburg kommen können. Sandra ließ die Verantwortlichen im Hamburger Tierschutzverein entscheiden, welcher Hund bessere Vermittlungschancen über das Tierheim hat, den anderen wollten wir als Dauerpflegehund aufnehmen.  So kam Anton im August 2014 zu uns. 

Er wurde in der Tierklinik Duisburg gründlich untersucht und damit war klar, er ist blind und das schon länger und es gibt keinen Behandlungsansatz. Für Anton bedeutete seine Blindheit nie eine Einschränkung, er ist selbstbewusst, mutig und eigenständig. So war die erste Zeit mit Anton schon eine Herausforderung, er sah nämlich gar nicht ein, dass er nicht weiter alles selber entscheiden kannAn der Leine sein zu müssen, erschien ihm sinnfreiGerne wollte er auch nachts auf Essenstour gehen und die Mülleimer der Gegend als Restaurant nutzen und wenn er nicht gehen durfte, bellte er gerne langanhaltend in die Nacht. Tatsächlich entwischte er auch eines Nachts aus dem Garten und fand sich am nächsten Morgen bei einem Kilometer entfernten bekannten Futtermittelladen ein, das Angebot muss ihm paradiesisch vorgekommen sein. Von dort holte ihn die Polizei ab und so konnte Sandra ihn auf der Polizeiwache wieder abholen. Sein ganzes Verhalten zeigte stets, wie souverän er sich selbst in völlig fremder Umgebung bewegt, so dass wir sicher sind, dass er sich als Straßenhund durchgeschlagen hat. 

Unkastrierte Rüden waren auf den Straßen Rumäniens potentielle Gegner und bis heute ist Anton nicht gut Freund mit ihnen. Mit allen anderen Hunden und auch Katzen versteht sich Anton gut. In für ihn unübersichtlichen Situationen ist Anton immer bereit seine Sicht der Dinge auch mit Körpereinsatz durchzusetzen, daher braucht er umsichtige und aufmerksame Führung. 

Vor einiger Zeit mussten wir Anton die Augäpel entfernen lassen, da er durch erhöhten Augeninnendruck Schmerzen bekam. Heute ist er sicher um die zehn Jahre alt, vielleicht aber nicht so alt wie noch in Rumänien geschätzt. 

Jeder ist von Anton beeindruckt, seiner Art sein Leben selbstbestimmt zu führen und sich einfach gut zu fühlen. So schön, dass Anton bei uns lebt! 

ANTON  der blinde Kerl 

Bei ihrer ersten Reise in das Hundelager Bucov im Sommer 2014 lernte Sandra Anton kennen, der dort Archie hieß und auf circa. acht Jahre geschätzt warEr lebte in einem großen Kennel mit vielen anderen Hunden, er nahm sofort Kontakt auf und wollte schmusen. Er bewegte sich so versiert und sicher im Kennel und zwischen den anderen Hunden, dass zunächst gar nicht auffiel, dass er blind ist. Bei dieser Reise lernte Sandra auch einen wunderbaren jungen Rüden mit einem Staupetick kennen, den sie Nick nannte. Beide gehandicapten Hunde sollten mit dem nächsten Transport nach Hamburg kommen können. Sandra ließ die Verantwortlichen im Hamburger Tierschutzverein entscheiden, welcher Hund bessere Vermittlungschancen über das Tierheim hat, den anderen wollten wir als Dauerpflegehund aufnehmen.  So kam Anton im August 2014 zu uns. 

Er wurde in der Tierklinik Duisburg gründlich untersucht und damit war klar, er ist blind und das schon länger und es gibt keinen Behandlungsansatz. Für Anton bedeutete seine Blindheit nie eine Einschränkung, er ist selbstbewusst, mutig und eigenständig. So war die erste Zeit mit Anton schon eine Herausforderung, er sah nämlich gar nicht ein, dass er nicht weiter alles selber entscheiden kannAn der Leine sein zu müssen, erschien ihm sinnfreiGerne wollte er auch nachts auf Essenstour gehen und die Mülleimer der Gegend als Restaurant nutzen und wenn er nicht gehen durfte, bellte er gerne langanhaltend in die Nacht. Tatsächlich entwischte er auch eines Nachts aus dem Garten und fand sich am nächsten Morgen bei einem Kilometer entfernten bekannten Futtermittelladen ein, das Angebot muss ihm paradiesisch vorgekommen sein. Von dort holte ihn die Polizei ab und so konnte Sandra ihn auf der Polizeiwache wieder abholen. Sein ganzes Verhalten zeigte stets, wie souverän er sich selbst in völlig fremder Umgebung bewegt, so dass wir sicher sind, dass er sich als Straßenhund durchgeschlagen hat. 

Unkastrierte Rüden waren auf den Straßen Rumäniens potentielle Gegner und bis heute ist Anton nicht gut Freund mit ihnen. Mit allen anderen Hunden und auch Katzen versteht sich Anton gut. In für ihn unübersichtlichen Situationen ist Anton immer bereit seine Sicht der Dinge auch mit Körpereinsatz durchzusetzen, daher braucht er umsichtige und aufmerksame Führung. 

Vor einiger Zeit mussten wir Anton die Augäpel entfernen lassen, da er durch erhöhten Augeninnendruck Schmerzen bekam. Heute ist er sicher um die zehn Jahre alt, vielleicht aber nicht so alt wie noch in Rumänien geschätzt. 

Jeder ist von Anton beeindruckt, seiner Art sein Leben selbstbestimmt zu führen und sich einfach gut zu fühlen. So schön, dass Anton bei uns lebt!