Blankenhagen 2020

So, jetzt sind wir schon eine ganze Weile zurück von unserer Reise nach Blankenhagen, Nähe Ostsee. 

Auch wenn der Anlass immer noch traurig war, denn eigentlich wollten wir ja zu der Zeit in Rumänien sein und in den dortigen von ProDogRomania e.V. unterstützten Hundestationen helfen, haben wir dennoch die Zeit genossen und unsere Tiere fanden es ganz wunderbar so im Mittelpunkt aller Aktivitäten zu stehen. 

Wir haben uns sehr gefreut mit Dat Ferienhuuske eine Unterkunft gefunden zu haben, die uns zwei Zweibeiner mit sechs Hunden und einer Katze gerne aufgenommen hat. Die Eigentümer des Ferienhauses, das ein ganz normales Wohnhaus ist, betreiben den Lebenshof im Eldetal und so kommen die Einnahmen aus der Vermietung auch noch zum Teil geretteten Tieren zugute. 

Das passte für uns schon deshalb ganz hervorragend. Aber Haus und Garten sind auch eine Oase und wir haben die Ruhe so sehr genossen.

Katze Susi war den ganzen Tag und die halbe Nacht unterwegs, es gab so viel zu entdecken. Nur anders als Zuhause, wo sie sich in der Nachbarschaft durchfuttert und auch genau weiß, wo es Mäuschen und Ratten zu jagen gibt, kam sie hier immer mit großem Hunger zurück und hat sich auf ihr Futter gestürzt, dann kurz geruht und dann ja dann ging sie wieder los. Wir haben deshalb auch kaum Fotos von ihr, denn sie war immer so beschäftigt unterwegs.

Die Hunde und wir haben den Garten bei tollem Wetter genossen. Spätabends sind wir immer eine letzte Runde in den Garten gegangen und konnten so viele Sterne sehen. Einmal mehr haben wir gemerkt, wie sehr doch Lärm, Licht und schlechte Gerüche das Leben in der Stadt kennzeichnen und wie erholsam es ist, wenn es ruhig ist und so richtig dunkel in der Nacht und man nur die Natur riecht. Und die Nachbarschaft aus langschlafenden Hähnen und einigen Hühner besteht.

Wir haben tolle Waldspaziergänge gemacht, nur wenige Minuten mit dem Auto entfernt von unserem Ferienhaus, bei denen wir niemanden getroffen haben. Für mich immer die beste Voraussetzung für einen genussvollen Waldspaziergang. Auch eine nette sicher eingezäunte Auslauffläche, den Hunde Park Auslauf Rostock haben wir erkundet. Die Fläche kann nicht mit den Hundeauslaufflächen und -wäldern in Dänemark mithalten. Aber für mich ist Dänemark aufgrund seines entsetzlichen und grausamen Hundegesetzes als Reiseland schon viele, viele Jahre tabu. Wer weiß schon, ob nicht irgendein schlichter Amtswalter (und die gibt es ja überall zur Genüge) meinen Anton als gefährlich einstuft, aber auch ein bisschen aus Prinzip will ich nicht in ein Land reisen, dass Hunde so erbarmungslos verfolgt und auf der anderen Seite so viele Tourismuseinnahmen durch die Urlauber mit Hund generiert. Von den sog. Pelzfarmen und der Schweinezucht fang ich gar nicht erst an. Da muss ich dann eben auch auf die schönen Hundewälder verzichten.

Für Carlotta war aber auch diese Auslauffläche eine Wucht. Sie ist die einzige von den mitgereisten Hunden, die nicht gut ohne Leine läuft. Oh, dass sieht sie natürlich ganz anders, sie läuft wunderbar ohne Leine direkt mit der Nase zu den nächsten Kaninchenlöchern und da bleibt sie dann erstmal die nächsten Stunden, dann kommt sie glücklich und zufrieden zurück. Also besser formuliert, für Mensch ist das Freilaufen von Carlotta eine etwas nervenzehrende Angelegenheit. Nicht so in der Auslauffläche: Hier konnte Carlotta rasen und schnüffeln und ihr eigenes Ding machen. Dabei waren die Mäuselöcher von ganz besonderem Reiz und zum Staunen der anderen fünf nicht so jagdbegabten Hunde hat Carlotta auch eine schöne dicke Maus gefangen und ganz alleine ohne zu Teilen vor den neidischen Augen der anderen komplett verzehrt. Das war ein Urlaubstag ganz nach Carlottas Geschmack. 

Selbstverständlich sind wir auch zum Strand gefahren. Der erste Ausflug an den angeblichen Hundestrand Hohe Düne war ein Flop, mehr noch ein Ärgernis in jeder Hinsicht. Ich war schon vor dem Strand gestresst von den ganzen Schildern, dem nichtbewachten Parkplatz, für den man bezahlen musste und den etlichen Absperrungen. So sieht es nur in Deutschland aus. Und dann hatten wir die Schilder nicht mal gelesen. Und ließen unsere Hunde einfach so am Strand laufen, das heißt Anton war an der Leine, denn er kannte ja das Meer noch nicht. Nach nicht mal drei Minuten brüllte uns ein reizender Einheimischer an, wir sollten unseren Köter wegholen, sonst schlage er ihn tot. Wir konnten nicht ausmachen, ob sein angepflogter Rottweiler oder er die größeren Sozialisationsdefizite aufwies. Allein wir wussten wieder einmal, dass Hunde sind wie ihre Halter. Unser großer Salos stellte dann zum Glück seine Versuche den cholerischen Rottweiler und seinen ebenfalls cholerischen und dazu ordinären Halter unterstützt von der nicht minder ordinären Partnerin durch seine typischen Gesänge und Beschwichtigungsgesten zu beruhigen ein und trottete sicher ein wenig betroffen von so viel ungebremster Aggression hinter uns her. 

Tatsächlich blieb es aber nicht bei dem Einzelfall-Idioten. Vielmehr begriffen wir schnell, dass der vielleicht 600 Meter lange und nicht sehr breite sogenannte Hundestrand fest in der Hand von Einheimischen war, die ihre Hunde und Windschutzvorrichtungen fest angepflogt hatten und ihr Territorium bereit waren auch nackt mit aller Wucht zu verteidigen. Man hat einen Hund und der ist auch von Rasse. Benehmen und Freundlichkeit hatten weder Hunde noch Halter zu bieten. Mit sechs Hunden an der Leine am Strand spazieren zu gehen, wie es uns von allen Seiten als Vorschrift entgegenschallte, kam für uns nicht in Frage, also sahen wir zu, dass wir von diesem ungastlichen Ort wegkamen. Ich überlegte auch auf welche Stufe der idiotischsten Verhaltensweisen, zu denen ich mich jemals gezwungen sah, ich dieses Erlebnis einstufen wollte. Und mochte mir nicht ausmalen, welche erbitterten Territorialkämpfe hier in der Hochsaison stattfinden. Antons erster Meerkontakt war damit auch sowas von daneben. Anton beantwortet als einziger meiner Hunde von ihm empfundenes Fehlverhalten sehr klar und deutlich, so blieb er sogar an der kurzen Leine an dem kurzen Strand.

Leider fiel uns überall auf, dass die Hundehaltung und die Haltung zu Hunden offenbar im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern noch nicht sehr fortschrittlich sind. Wir sahen fast ausschließlich Rassehunde, runtergezüchtete Langhaar-Schäferhunde, Huskies, Malinois- und Labrador-Junghunde. Selbst bei den wenigen Hunden, die wir meinten als Tierschutzhunde erkannt zu haben, waren wir im Irrtum. Dabei sitzen sicher auch in den Tierheimen in MeckPom genug reizende Hunde, die ein Zuhause brauchen und da man auf Begegnungen und Sozialisation seiner Hunde offenbar auch nicht so viel Wert legt, landen sicher nicht wenige der teuer gekauften Hunde irgendwann auch als Problemfelle in den Tierheimen. Was haben wir dann abgefeiert als wir auf der Auslauffläche eine stark o-beinige Hündin mit ihrem Halter kennenlernten. Die Hündin, eine freundliche sozial kompetente Rumänin mit von der Rachitis dauerhaft verformten Knochen hatte einen auskunftsfreudigen Rentner an ihrer Seite, der sich wahrscheinlich etwas wunderte, warum die beiden Frauen aus Hamburg sich so sehr für ihn und seine Hündin interessierten. Aber er genoss das und wir beglückwünschten ihn von ganzem Herzen zu seiner wunderbaren Hündin. Tatsächlich trafen wir bei einem unserer nächsten Strandversuche dann ein Paar aus Wittstock in Brandenburg mit ihren vier Hunden aus dem Tierschutz, die sich über uns genauso freuten wie wir uns über sie. Nach eigenem Bekunden erleben sie es nicht so oft, dass andere mehr Hunde haben als sie und konstatierten belustigt, sie selbst würden ja schon als asozial angesehen werden mit den ganzen Hunden. Dabei waren es doch die sozialsten Hunde und wohlerzogensten Hundehalter, die uns da begegneten. Verkehrte Welt. 

Der Strand bei Torfbrücke machte unseren verheerenden ersten Eindruck wett, obgleich auch hier Leinenzwang am Hundestrand gilt, hielt sich aber erfrischender Weise kaum jemand daran. Die Wenigen, die auch hier das Modell angepflogter Hund an Stammplatz mit Abwehrverhalten von Hund und Mensch praktizierten, waren deutlich in der Unterzahl und wie es dann menschliche Natur ist auch stickum (wie meine Oma es in schönster Ruhrpott-Sprache gesagt hätte). Hier hatten Hund und Mensch dann auch Freude und besonders schön war der Strandtag mit Aussicht auf Regen, denn da hatten wir wirklich Strand für uns. Und nun konnte auch Anton in aller Ruhe das Meer kennenlernen, aber dazu meehr im zweiten Teil des Reiseberichts.  

Verfasst am 15. Oktober 2020 

Sandra Gulla 

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