Fünf gerettete Legehennen – fünf Freundinnen für Camillo
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Schaut Euch die berührenden Videos vom Einzug der fünf geretteten Hennen in unser Refugium an!
Fünf gerettete Leben – fünf Freundinnen für Camillo
Seit gestern leben nun also fünf ausrangierte Legehennen in unserem Refugium in Karlshöfen. Es geht ihnen grundsätzlich gut und sie sind dabei ihre neue Umgebung anzunehmen. Sie sind ca. ein Jahr alt und kommen aus einem Freilandbetrieb. Insgesamt wurden dort am frühen Samstagmorgen 986 Hennen „ausgestallt“. Normalerweise führt der Weg dann in den Tod, diesmal ins Leben bei dutzenden Adoptant:innen. Um 5:30 Uhr kam der Anruf und um 7.15 konnten wir die fünf in unsere Obhut nehmen. Schon nach dieser kurzen Zeit mit meinen neuen Mitbewohnerinnen wird der Gedanke daran, dass sie eigentlich Wegwerfhennen waren immer monströser. Sie hatten nur einen Wert als Produktionsmittel, da sie nicht mehr genug produzieren, kommen sie weg. Es ist löblich, dass einige Hennenhalter die Tiere dann zur Rettung freigeben. Wahrscheinlich ist es sowas wie ein Ablasshandel für sie. Ich gebe sie ja zur Rettung, also kann ich kein schlechter Hennenhalter oder gar Mensch sein. Manche verkaufen die Hennen als „Rettungsaktion“ und erhalten damit mehr Geld für eine Henne, als wenn sie sie zum Schlachten verkauft hätten, dass nennt sich dann wohl geschäftstüchtig. Vieles von dem, was wir wissen von der menschgemachten Apokalypse, die sich Nutztierhaltung nennt, wird nochmal unerträglicher im Angesicht der Opfer. In die Äuglein von diesen Hennen zu schauen, macht die Schuld und Schande der menschlichen Ausbeutung fast unerträglich fühlbar.
Alle fünf Hennen sind in recht guter Verfassung, da wir Anfängerinnen in der Hennenhaltung sind, haben wir uns bewusst für Tiere aus einer Freilandhaltung entschieden und gehofft keine schweren Pflegefälle zu bekommen, womit wir dann wegen fehlender Erfahrung vielleicht überfordert gewesen wären. Alle Hennen haben kahle Stellen, am Hals, am Hinterkopf. Eine Henne hatte heute Vormittag Probleme ein Ei zu legen, es ist zerbrochen und sie hatte Schwierigkeiten die Eischale herauszudrücken. Ich habe ihr geholfen und werde sie nun genau beobachten. Eine Henne humpelt etwas. Jetzt sind sie Individuen, die alle Fürsorge bekommen, die wir imstande sind zu leisten.
Die Hennen bekommen die Namen: Farah – Freude, Frieda – Friede, Fatima – prachtvoll, Fedora – Geschenk Gottes und Fayola – gutes Schicksal. Zwei der Namen haben wir bisher zugeordnet. Wir danken unserer tollen Unterstützerin Martina für die Namensgebungen. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, die auch dieses kleine Projekt finanzieren.
Ein herzlicher Dank geht an Tanja vom Land der Tiere und an Mathias (u.a. AG Vogelfrei) für die Ermutigung ausrangierte Legehennen als Camillos Freundinnen aufzunehmen. Zunächst dachten wir es müssten unbedingt auch Zwergseidenhennen werden, die haben wir aber über den Tierschutz nicht gefunden und der Kauf bei einem Züchter kommt für uns nicht in Betracht. Bei den sehr wenigen Privatabgaben, die wir überhaupt gefunden haben, ging es immer um eine Gruppe Hennen mit Hahn. Aber den Hahn, ja den hatten wir ja schon. Camillo ist schwer angetan von seinen Freundinnen, er lässt sie nicht aus dem Auge. Die Mädels ignorieren ihn noch und suchen nicht seine Nähe. Aber das gleich in der ersten Nacht eine der Hennen nur eine Handbreit entfernt von ihm geschlafen hat, war sicher schön für Camillo. Und Farah ist recht mutig und sondert sich schon mal von der Gruppe ab, dann hat sie immer Geleit von Camillo. Fayola ist eine schlanke Henne mit großem Kamm, sie findet es am wenigsten störend, wenn ich mich in ihrer Nähe aufhalte.
Wir danken Stark für Tiere e.V. für ihre Rettungsarbeit und das wir einen winzigen Teil beitragen konnten. Lieben Dank an unser Mitglied Jürgen, der auch bei dieser Rettungsaktion tatkräftig geholfen hat.
Und herzlichen Dank an jede:n, der sein Konsumverhalten überdenkt und danach handelt. Wir sprechen über fast fashion also Mode für eine Saison, die billig und minderwertig ist, weil sie nach kürzester Zeit eh Müll wird. Wir sprechen über Lebensmittelverschwendung, wir sprechen über Elektrogeräte, die so produziert werden, dass sie nach geplanter Betriebszeit kaputt gehen. Wir sprechen über einen entgleisten Konsum, der unendliche und irreversible Schäden anrichtet. Wir müssen aber auch darüber sprechen, dass fühlende Lebewesen wie ein Wegwerfprodukt behandelt werden. Für eine tierleidfreie Lebensweise. Für einen Alle-Tiere-Tierschutz.
Verfasst am 16. April 2023