Michaela

Ich bin mit 34 Jahren vegan geworden. Mein ganzes Leben habe ich mich als Tierfreundin bezeichnet und doch keinen Widerspruch darin gesehen, die einen zu streicheln und die anderen zu essen – so wie es leider bei den meisten Menschen der Fall ist. Mit Mitte 30 fiel es mir dann quasi wie Schuppen von den Augen. Ich fing an, in meiner Freizeit Katzen in meinem örtlichen Tierheim zu streicheln und arbeitete ehrenamtlich auf einem Lebenshof, wo ich Menschen über das Gelände führte. Es gab viele ehemalige „Milch“Kühe auf diesem Hof und auch wenn mir der Gedanke anfangs schwer fiel, auf Käse zu verzichten, war es plötzlich ganz logisch, dass ich nicht Besucher*innen von ausgebeuteten Kühen erzählen und abends genüsslich ein Käsebrot essen kann. Ich änderte von heute auf morgen meine Essgewohnheiten und strich sämtliche tierischen Lebensmittel von meinem Speiseplan. Ziemlich zeitgleich fing ich dann auch an, mich mit Tierrechten zu beschäftigen und nahm an Demos, Mahnwachen und Infoständen teil. Diese wichtige Aufgabe bereichert mich noch heute. Außerdem bin ich seit einer Weile als Tierrechtsreferentin tätig und besuche u.a. Schulen, um dort über das Leid der Tiere zu berichten und aufzuzeigen, was wir alle dagegen tun können. Gerade Kinder und Jugendliche sind sehr an diesen Themen interessiert und stellen meist sehr viele Fragen. Viele von ihnen wissen aber auch schon eine ganze Menge und leben bereits vegetarisch oder vegan, was mich jedes Mal mit viel Freude erfüllt. Heute frage ich mich, warum es so lange gedauert hat, bis ich all die Zusammenhänge verstanden habe und warum ich nicht schon früher vegan geworden bin. Aber wir leben in einer Welt, die uns täglich vorgaukelt, es gäbe bestimmte Tierarten nur, damit wir sie ausbeuten, essen und für unsere Zwecke nutzen können. Diese verankerten Denkprozesse aufzulösen, ist keine leichte Aufgabe. Es ist nicht immer einfach, mit gewissen Reaktionen anderer Leute umzugehen, die sich über uns Veganer*innen und im Endeffekt über die leidenden Tiere lustig machen. Aber glücklicherweise wird das Bewusstsein darüber, was falsch läuft, immer größer und Veränderungen finden statt.
Für mich ist klar, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, der richtige ist, auch wenn es bei mir ein paar Jahre länger gedauert hat. Wenn man einmal verstanden hat, wie ungerecht das System der Tierausbeutung ist, dann gibt es keinen Weg mehr zurück.