Marcus

Ich lebe seit September 2017 vegan und es war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben. Ich war der absolute Fleischesser. Keine Mahlzeit ohne Wurst, Fleisch oder irgendwelche Käse-Produkte. Gemüse war, wenn überhaupt, nur als Beilage dabei und wurde eher verschmäht. Ich war der absolute Junkfood-Fan, wobei, das bin ich immer noch, nur in vegan halt, und hätte 3 Mal am Tag bei irgendeinem Schnellrestaurant Burger essen können. Nüsse und Obst habe ich so gut wie gar nicht gegessen, da ich gegen alles Erdenkliche allergisch war und direkt Halsjucken und Atemprobleme bekommen habe, wenn ich was davon gegessen habe.

Als tierlieb habe ich mich trotz allem gesehen. Zirkus mit Tieren oder den Zoo habe ich schon lange gemieden, da ich dies für Tierquälerei hielt und immer noch halte und unter keinen Umständen unterstützen wollte. Fleisch, Wurst und andere tierische Lebensmittel habe ich aber nur als Produkt gesehen und nicht mit Tierqual in Verbindung gebracht oder bringen wollen.

2009 kam Lucy in unser Leben. Eine sehr junge, wahnsinnig ängstliche Hündin aus Rumänien. Sie wurde von Tierschützern gerettet und nach Deutschland gebracht. Da keiner sie haben wollte und wir auf der Suche nach einem Hund waren, nahmen wir sie bei uns auf. Das war der erste richtige Kontakt zum Tierschutz.
Kurz nach Lucy, kam dann noch Sira. Sira wurde in einer Tötungsstation in Spanien zum Sterben abgegeben, nachdem man sie angeschossen hatte. Durch den bereits entstandenen Kontakt zu Tierschützern in Spanien, kam Sira direkt zu uns. Den ganzen Tag Hundis kuscheln, bereit sein alles für sie zu tun und sich dann abends ein halbes Kilo Hack, „natürlich vom Metzger des Vertrauens“, in die Pfanne zu hauen, so etwas nennt man auch Speziesismus. Die einen lieben und die anderen essen.

Mit der Zeit bin ich immer wieder auf Aktionen von Peta aufmerksam geworden, fand toll, was die machen und habe Geld gespendet. Ich habe Videos aus der Massentierhaltung, aus Schlachthöfen, von gequälten „Nutztieren“ gesehen. Ich fand das alles schrecklich, aber konnte es auch im gleichem Atemzug wieder verdrängen und habe mir erstmal eine Portion Fleisch gegönnt. Es machte einfach nicht Klick. Ich denke aber der Samen wurde mittlerweile gepflanzt.

Im September 2017 schauten meine Freundin und ich ganz unvoreingenommen die Doku „What the Health“ auf Netflix. In dieser Dokumentation geht es um die Massentierhaltung, die Verbindung mit unserer Umwelt und den Zusammenhang von Krankheiten durch zu hohen Fleischkonsum.
In diesem Moment hat es „Klick“ gemacht. Krass. Von einem Moment auf den nächsten wurden wir vegan. Völlig ahnungslos sind wir an die Sache herangegangen, aber es war uns enorm wichtig. So haben wir alle erdenklichen Infos aufgesaugt, haben uns beim Kochen neu ausprobiert und eine Menge gelernt.

Ich konnte die schrecklichen Bilder aus der Massentierhaltung und das Leid der Tiere nicht mehr vergessen und habe gemerkt, dass ich nicht nur vegan leben möchte, sondern auch aktiv werden muss. Und so fand ich mich im Dezember 2017 auf meiner ersten „Antipelz“ Tierrechtsdemo mit dem Hamburger Tierschutzverein und dem Hamburger PETA ZWEI Streetteam in der Hamburger Innenstadt wieder. Seitdem bin ich im Tierrechtsaktivismus tätig.

Es fühlt sich an, als ob ein Vorhang vor meinen Augen gefallen ist. Der Zusammenhang von Fleischkonsum und so vielen anderen Problemen auf dieser Welt wurde mir klar. Die Ausbeutung von Menschen und Tieren, die Rodung des Regenwaldes für Futternahrung in der Landwirtschaft, Hunger auf der Welt, der Zusammenhang mit Umweltschäden, sozialer Ungerechtigkeit, Krankheiten und so vielem mehr.

Das geilste an der Sache ist, dass ich auf nichts verzichten muss. Käsefondue? Klar aus Cashewnüssen. Thunfisch? Kichererbsen mit Algen mixen … Burger? Beyond Meat oder richtig geile Bohnenpatties. Proteine? Tiere bekommen ihre Proteine aus Pflanzen, ich auch. Kein Verzicht mehr auf Nüsse und Obst, da diese Allergien zu 100% weg sind. Die vegane Küche ist so vielfältig und schön bunt. Soulfood, für das keine Seele genommen wurde! Und meinen Kaffee, den trinke ich eh schon immer schwarz, da ich noch nie die Muttermilch einer anderen Spezies vertragen habe.