Else
Mein Weg in ein veganes Leben war lang und hat erst beim zweiten bzw. beim dritten Anlauf zum Ziel geführt!
Aufgewachsen bin ich in einer Zeit, in der eine Scheibe Brot mit Butter und Zucker, selbstgemachte Haferflocken-Bonbons und ein Riegel Novesia Goldnuss ein besonderer Genuss war und es zum Mittagessen eine Frikadelle, ein Stück Bratwurst oder auch mal ein ganzes gebratenes Hühnchen gab. – Es war eine Zeit, in der zumindest in meinem damaligen Umfeld niemand den Fleischkonsum in Frage gestellt hätte.
Meine ersten Kontakte zu Vegetariern hatte ich erst als junge Frau Ende der 60er / Anfang der 70er Jahren (aus der Zeit ist auch mein Foto), der Zeit der großen politischen Demonstrationen und durch meine Teilnahme auch an Demonstrationen gegen Tierversuche, die damals beeindruckende Teilnehmerzahl zu verzeichnen hatten. Mein erstes selbstgekochtes Gericht war ein vegetarischer Nudelauflauf nach einem Rezept von Barbara Rütting, der auch nach der Zeit des Scheiterns meiner vegetarischen Ernährungsweise noch viele Jahre immer wieder auf den Tisch kam.
Es war eine Reportage von Manfred Karremann Anfang der 90er Jahre, die in beeindruckender Weise das unvorstellbare Elend und die gnadenlose Brutalität gegenüber den „Schlachttieren“ auf den Langstreckentransporten dokumentierte und für Entsetzen gesorgt hat. Vorbei die Zeit, in der wir noch die Augen vor diesem Verbrechen, das fühlenden Lebewesen angetan wurde (und wird) verschließen konnten. Sandra reagiert direkt am nächsten Tag und erklärte der ganzen Familie, dass es für sie ab sofort nur noch eine vegetarische Ernährung gäbe und mein Mann Georg und ich zogen nach, neue Lebensmittel, neue Gewürze, neue Kochbücher wurden angeschafft und die Ernährungsumstellung wurde jahrelang nicht mehr in Frage gestellt. Bis der Weg dann weiter ging.
Wann wir genau den Schritt in eine vegane Ernährung und in ein weitestgehend tierleidfreies Leben gemacht haben, kann ich nicht mehr sagen, es sind jetzt wohl so rund zehn Jahre. Da erinnert sich Sandra sicher besser, denn wie soll es auch anders sein: Sandra hat den Startschuss dazu gegeben und wer meine Tochter kennt, weiß, wie überzeugend sie sein kann, wie sie jemanden begeistern und mitreißen kann.
Ich war von der veganen Lebensweise gleich überzeugt, hatte ich es doch einfach, da ich ja nur das Essen genießen musste. Ausschließlich Georg ist der Koch und Bäcker in unserem Hause und der „sperrte“ sich anfänglich, weil er nun seine komplette Kochkunst über den Haufen werfen und ganz neu beginnen musste. Kein Ei, keine Sahne und keinen Käse (was besonders schwer fiel), keine Routine mehr, sondern wieder viele neue Kochbücher, neue Lebensmittel und anfänglich immer nach Rezept kochen. Heute ist natürlich längst die Routine wieder zurück gekehrt, es gibt viele Lieblingsgerichte und immer noch so viele köstliche tierleidfreie Gerichte, die noch alle nachgekocht werden wollen.
Nun ist für uns vegan nicht nur eine Frage der Ernährung, sondern es betrifft alle Lebensbereiche und die ersten veganen Schuhe, die erste vegane Handtasche, eine neue vegane Geldbörse oder ein neuer Gürtel, alles war und ist eine Bereicherung und mit Freude verbunden. Mit der Freude, das auch für dieses Produkt kein Tier leiden und sterben musste. Fast keiner von uns war schon immer Vegetarier*in oder Veganer*in, sondern wir alle haben uns irgendwann aus den unterschiedlichsten Gründen auf den Weg hin zu einer möglichst tierleidfreien Lebensweise gemacht. Daher, schaut bitte hin, schaut in diesen Abgrund der Qual und des Leidens und macht Euch auf Euren Weg, Schritt für Schritt – es lohnt sich!