Dirk

Meine Geschichte ist eine Geschichte von dauerhafter, erfolgreicher Verdrängung, plötzlicher Erkenntnis und Umsetzung durch Information. Vor mehr als acht Jahren arbeitete ich nachts als Taxifahrer. Mittlerweile habe ich mich zum Tagfahrer hochgearbeitet. Nachts hat man sehr viel Zeit zwischen den Fahrten. Ungefähr soviel, wie zur Zeit wegen der Covid-19-Ein- und Beschränkungen. (Danke an die Tierausbeuter für all die tollen Krankheiten!)

Irgendwann habe ich dann Zuhause einen Stapel Bücher entdeckt, die meine Liebste zusammengekauft hatte. Ich fragte, ob ich davon etwas lesen dürfe und sie drückte mir „Anständig essen“ von Karen Duve in die Hand. Als Einstieg, meinte sie. Nach wenigen Tagen war ich durch und überrascht, dass ich von den beschriebenen Dingen keine Ahnung hatte. Ich erinnere mich, dass ich dachte: Wie kann die Autorin vegetarisch leben, wenn sie doch hinter die Fassade geschaut und insbesondere die verschiedenen Ernährungsformen ausprobiert hatte. Ich war irritiert. Als nächstes las ich ein Buch, das mich weniger berührte. Es ging mehr um das vegane Leben und die Umstellung an sich. Die Hintergründe wurden nur oberflächlich angesprochen. Nichtsdestotrotz wollte ich mehr wissen. „Tiere essen“. Jonathan Safran Foer. Das dritte und entscheidende Buch. Als ich den Teil über die Ausbeutung der Meere las, war es vorbei. Ich bin ein großer Freund der Unterwasserwelt. Insgesamt sieben Mal war ich auf den Malediven. Ich bin nie getaucht. Bis sechs Meter Wassertiefe gibt es das vielfältigste und bunteste Leben. Diesen Lebensraum und seine Bewohner zu zerstören, empfand ich als so impertinent und widerwärtig, dass ich morgens, als ich Nachhause kam, die Schlussfolgerung für mich bekanntgab:

Ab heute lebe ich vegan. Meine Liebste zog sofort mit – sie war vorher ohnehin bereits zu 98 % vegetarisch, nur ich gehörte der Schnitzel- und Bacon-Fraktion an. Da bleibt natürlich der Gedanke manipuliert worden zu sein. Wenn dem so ist: Danke und ich liebe dich dafür nur umso mehr. Und so blieb es bis zum heutigen Tag. Und so bleibt es bis zu meinem Ende auf dem sterbenden Planeten. Ein Leben mit dem Wissen um die negativen Auswirkungen auf alles, was uns umgibt? Niemals. Auch bei Jonathan Safran Foer kann ich nicht verstehen, dass ich, wenn ich die Fakten kenne, dem Grauen ins Antlitz geblickt habe und ein Verstandesmensch zu sein glaube, nicht die Schlussfolgerung ziehe und mein Leben ändere.
Go vegan!