Sandra Gullas Rumänienreise Sommer 2017

Erster Reisebericht aus Bucov: Ein Überblick über die Situation im Hundelager

1. Tag

Der Flieger war voll, großartig! Das heißt hoffentlich, dass es bei den Direktflügen zwischen Hamburg und Bukarest bleibt, eine erhebliche Erleichterung schon seit letztem Jahr. Die Flugzeit betrug zweieinhalb Stunden und da sag einer, es gäbe keine Entwicklung: veganes Essen bei der rumänischen Fluglinie Tarom. Da mache ich dann auch schon mal ein wenig Werbung. Man muss das vegetarische Essen ohne Eier und Milch bestellen, dann isst man vegan. Und mir war der winzige, aber schmackhafte Obstsalat allemal lieber als der Mini-Softcake im „normalen“ Menü. 

Aniela Ghita war so lieb mich zusammen mit einem Fahrer vom Flughafen abzuholen, obwohl sie heute einen Transport abwickeln musste. Um 16 Uhr konnte wieder ein ProDogRomania-Transport etliche Hunde in eine gute Zukunft fahren.

Wir brauchten nur wenige Minuten, um wieder voll drin zu sein in den Themen, die nun die nächsten zwei Wochen meine Welt sein werden. Ich war müde im Flieger und fragte mich, ob so ein richtiger Urlaub nicht klüger gewesen wäre. Schon auf der Fahrt von Bukarest nach Ploiesti kam mir der Gedanke fremd vor.

Wir sprachen darüber, dass eine meiner wichtigsten Aufgaben die Überarbeitung des Lageplans von Bucov sein wird und die Ermittlung der fehlenden Kennel-Schilder. Die Schilder müssen dann gefertigt werden und ich habe das Ziel sie auch noch alle hängen zu sehen. Vielleicht ist es nicht sofort verständlich, warum ich dies für eine meiner wichtigsten Aufgaben halte. Aber wenn man sich vorstellt in einem Lager mit wohl zumindest 1.800 Hunden einen Hund zur Ausreise suchen zu müssen und die Beschreibung seines Aufenthaltsortes lautet „der dritte Kennel rechts von den Pferden“, dann versteht man bestimmt, warum solche Aufgaben wichtig sind. Es würde wohl nicht mehr sehr lange dauern und die Situation wäre wieder wie in 2014, als es nur sehr rudimentäre Beschilderungen gab.

Ich erfuhr von Aniela, dass meine mit dem letzten Transport vorgeschickten Verpflegungskartons im Bürohaus des Hundelagers standen. Da neben Zahnpasta und Seife auch mein Frühstück dort verpackt war, ging es dann direkt ins Hundelager.

Etwas absurd stand ich also bereits heute Abend in weißer Hose im Dunklen auf dem großen Vorplatz und wurde von etlichen „free-in-the-yard“-Hunden teils freudig begrüßt, teils wichtig verbellt. Vielleicht hab ich schon den ersten nächsten Hamburger Jung kennengelernt, ein zarter heller Rüde nahm sich alle Aufmerksamkeit, die er bekommen konnte. Stolzierte neben mir her und verstand es, die anderen von seiner „Errungenschaft“ abzuhalten.

Zu meiner allergrößten Überraschung erfuhr ich, dass Mihaela Teodoru nun ein Büro im Lager hat, sie wird mich morgen früh abholen und ich werde ihr meine große Freude über diese Entwicklung, die ihr die Arbeit sicher ganz praktisch erleichtert, mitteilen.

Das Hundelager ist keine Tierschutzeinrichtung, noch ganz lange nicht. Aber die rumänischen Tierschützerinnen haben nicht nur den Fuß in der Tür, sondern dort schon einen eigenen Stuhl und das ist ein gutes Zeichen. Und sicher auch ein Erfolg der beharrlichen auf Kooperation setzenden Arbeit von ProDogRomania.

Ich erwarte aber auch keine Wunder, die gibt es eigentlich in keinem Tierschutzthema nirgendwo, immer sind es hart erarbeitete Fortschritte mit vielen Rückschlägen, die es zu verkraften gilt.

Aber wie immer ist mein Credo nichts, aber auch gar nichts wird besser, wenn wir es nicht versuchen und wenn wir im ersten Anlauf scheitern, dann nehmen wir den nächsten und den nächsten und den nächsten und dann schaffen wir was, das besser ist als das, was war.

Mein besonderer Dank geht von hier an die Personen, die bei mir zuhause meine Tiere einhüten. Ohne Euch ginge das hier gar nicht!

2. Tag

Den heute ersten Tag im Hundelager habe ich vor allem genutzt, um mir wieder einen Überblick zu verschaffen.

Gar nicht so einfach, aber dennoch ein Versuch:

In allen Kenneln war Wasser vorhanden auch in der hintersten Ecke, es wurde auch über Tag mit System nachgefüllt. Heute war es mit um die 35 Grad bei stetigem Wind gut zu ertragen, aber die Temperaturen werden wohl ansteigen und dann ist Wasser für die Hunde, – gerade bei der Fütterung mit Trockenfutter – das wichtigste Gut. Aber auch Futter wurde umfassend verteilt. Okay, ausgerechnet im Kennel, in dem auch der alte Kerl lebt, wurde kein neues Futter ausgeteilt, in dem Futtertrog lag noch viel altes, leider schon verschimmelt, wenn man genauer schaute. Aber dafür war ja ich jetzt da, zusammen mit einem Arbeiter habe ich den Trog außerhalb des Kennels geleert, gereinigt und dann mit frischem Trockenfutter befüllt. Und es hat dem alten Kerl geschmeckt, die anderen Hunde in seinem Kennel verstecken sich bisher alle, wenn ich hineinkomme. Bestimmt haben sie später gegessen.

Dass die Futterverteilung aus meiner Sicht doch recht ordentlich war, liegt wohl auch an dem neuen Futterfahrzeug. Nun müssen die Arbeiter nicht mehr die schweren Futterkarren mit Muskelkraft über das Gelände ziehen. Sicher eine gute Investition der Verwaltung.

Nach wie vor sind die verschiedenen Hundewagen in stetigem Gebrauch, sie haben sich mehr als bewährt und sie sind auch richtig robust, denn noch funktionieren sie mit kleinen Behelfsreparaturen einwandfrei.

Es werden immer wieder solche Hilfsmittel sein, die die Arbeiter entlasten und deren Nutzen sie einsehen, die die Versorgung der Hunde verbessern.

Apropos Arbeiter, nach meinem Dafürhalten waren für einen Wochenendtag viele Arbeiter vor Ort, etliche neue Arbeiter. In den nächsten zwei Wochen werde ich mir ein Bild machen können, ob das auch zu Verbesserungen für die Haltung der Hunde führt.

Wir Tierschützer dürfen noch freier als bisher im Hundelager agieren, bis hin dazu, dass wir bleiben können, solange wir wollen.

Ich war dennoch froh, dass wir um 16 Uhr den heutigen Arbeitstag vor Ort beendet haben, muss ich mich an das schöne Wetter (kennt man in Hamburg kaum noch) und die körperliche Arbeit doch erst wieder gewöhnen.

Den Überblick aber kaum erlaubt haben die vielen neuen Kennel und damit einhergehend eine deutlich angestiegene Anzahl von Hunden. Vor allem die unendlichen Mengen an Welpen und Junghunden haben mich traurig gestimmt.

Aus dem Tötungslager Campina sind in den letzten Monaten an die 300 Hunde ins Hundelager Bucov umgesiedelt worden, um dort der systematischen Tötung zu entgehen. Ein noch sehr fremder Gedanke, dass nun Bucov schon Zufluchtsort sein soll. Aber so ist es ja und so hab ich es immer beschrieben, es gibt schlimmere Orte als Bucov.

Der Bau immer neuer Kennel, sie sind oftmals nur vier Quadratmeter groß, und die immer weitere Unterteilung der vorhandenen Kennel haben die Haltungsbedingungen im Vergleich zu den Vorjahren eindeutig verschlechtert, das kann ich jetzt schon feststellen. Den stattlichen Palermo habe ich wiedergesehen, den ich bereits aus 2014 kenne, er ist auf den ersten Blick gut drauf, aber wenn ich erinnere über welches große „Anwesen“ er im ersten Jahr herrschen durfte und ich sehe, wie wenig Raum ihm durch die stetigen Unterteilungen geblieben ist, stimmt mich das schon sehr nachdenklich. Selbst das im letzten Jahr vom Bautrupp errichtete Heulager ist nun ein Kennel. Die im Frühjahr errichteten Dächer sind hingegen ein guter Anblick, selbst die Kunststoffbanner, die als Schattenspender dienen, sind noch weitgehend funktionsfähig.

Nach meiner ersten Einschätzung sind lange nicht mehr die früheren „Death Kennels“ oder die Vet-Kennel die scheußlichsten orte im Lager, es sind die überfüllten Junghunde- und Welpen-Kennel. Die fehlende oder mangelhafte Reinigung machen sie zu einem nicht erträglichen Lebensraum, vielleicht besser Nichtlebensraum.

Ein wirklich mutmachender Anblick sind die zwei Pferde und ein Fohlen, die im Lager Aufnahme und Lebensrettung erfahren durften. Die meisten Pferde, die man hier sieht, sind in einem erbärmlichen Zustand und so stimmt es mich versöhnlich mit Bucov, dass diese drei nun gut versorgt werden.

Und es sind die so reizenden, niedlichen und liebevollen Hunde jeden Alters und wirklich jeder Gestalt, die mich durch den ersten Tag tragen.

Bitte fragen Sie nicht nach, welche Welpen oder Junghunde auf den Bildern abgebildet sind, ich weiß es nicht und wer von ihnen überlebt und ausreisefähig ist oder werden könnte, weiß ich auch nicht. Und ich werde keine Zeit damit verbringen, es herauszufinden. Denn eins ist für mich nach den Jahren sonnenklar, es kommt nicht darauf an, welchen Hund wir hier rausholen, es ist nur wichtig, dass wir es tun und zwar in dem Umfang, in dem wir dazu in der Lage sind. Und in der Lage sind und bleiben wir, wenn wir Hunde aufnehmen für die wir in aller Regel auch in angemessenem Zeitraum Adoptanten finden.

Und nein, diese Hunde nehmen keinen anderen Hunden die Plätze in unserem Tierheim weg. Sehr wohl nimmt aber jeder mit Absicht produzierte Hund, der verkauft und gekauft wird, einem der hiesigen Hunde oder einem anderen in den vielen Hundelagern und Tötungsstationen Europas die Chance auf ein Überleben.

3. Tag

Mit Unterstützung von Stefan, einem Tierschützer aus Deutschland, der bereits mehrfach im Hundelager geholfen hat, habe ich mit der Überarbeitung des Lagerplans begonnen. Heute Abend muss ich unsere Erkenntnisse ordentlich zu Papier bringen, da bleibt keine Zeit für einen Bericht. Aber bedanken möchte ich mich für die vielen guten Wünsche, die mich direkt oder auch über die Tierschutzvereine erreicht haben. Ich fühle mich unterstützt durch das aufrichtige Interesse an meinem Wirken und an dem Schicksal der rumänischen Hunde! Ich habe vor meiner Abreise nicht immer geschafft zu antworten, aber ich weiß ja, Sie lesen mit.

So, ab morgen (Montag) sind wir lange Tage im Lager, ich berichte wieder, wenn die Kraft dafür da ist.

Zweiter Reisebericht aus Bucov: Die Beschilderung ist wieder komplett

7. August 2017

So, jetzt Freitagabend komme ich wieder dazu von den letzten Tagen zu berichten. Eine Woche hat das Hundelager mich nun bereits fest im Griff und manches ist schon wieder so vertraut und manches beginne ich neu zu durchschauen.

Wochenziel erreicht

Nachdem Stephan und ich die Veränderungen auf dem Gelände im Plan eingezeichnet und für die neuen Kennel Nummern vergeben hatten, konnten die entsprechend benötigten Schilder bestellt werden. Es wurden neue Kennelbereiche errichtet, andere entstanden durch das Teilen vorhandener Kennel. Immer schade zu sehen, wenn Ausläufe, die ich als Lebensraum für Hunde akzeptabel gefunden habe, nun in kleine Einheiten unterteilt wurden. Die steigende Anzahl der Hunde macht es nötig.

Nachdem die Schilder geliefert wurden, haben wir uns sogleich an unsere Lieblingsaufgabe der Woche gemacht: Schilder aufhängen. Bei nie unter 35 Grad und zumeist in der direkten Sonne stehend eine Aufgabe, die wir zu dritt, denn mittlerweile ist Cindy als weitere Helferin aus Deutschland für eine Woche zu uns gestoßen, angegangen sind. Wir haben zu dritt rotierend gearbeitet, einer durfte immer mal im Schatten das Arbeitsmaterial bewachen. Eine Horrorvorstellung, die Hunde hätten unseren tollen neuen Masterplan geklaut und kräftig durchgekaut …

Und ich kann zu meiner großen Freude vermelden: Wir haben an die 100 Schilder angebracht und alle Kennel auf dem Gelände haben nun wieder eine gut lesbare und logisch fortlaufende Nummer!

Vielleicht fragt sich der ein oder andere, warum ich so ein Aufhebens um diese Schilder mache. Bitte stellen Sie sich vor, was es heißt, wahrscheinlich etwa 1800 Hunde auf einem über sieben Hektar großen Gelände mit unzähligen Kenneln irgendwie wiederzufinden, wenn man nicht den genauen Kennel bezeichnen kann. Wie will man den Arbeitern, den Tierärztinnen, den rumänischen Tierschutzkolleginnen oder sich untereinander klarmachen, wo was zu tun ist. Wie soll die Vermittlungsgalerie von ProDogRomania funktionieren, wenn man nicht präzise reinschreiben kann, wo der Hund jedenfalls zum Zeitpunkt der Erfassung saß. Jeder, der etwas für die Hunde tun wollte, würde viel mehr Zeit als jetzt mit dem Suchen verbringen.

Klar könnte man denken, darum sollte sich die Lagerverwaltung kümmern, aber das tut sie nicht und deshalb sorgen wir selber für diese Ordnung und man lässt uns.

Man lässt uns machen

Die gestiegene Anzahl der Hunde hat mich in den ersten Tagen doch sehr nachdenklich gestimmt und ich fragte mich, ob wir auf einem Irrweg sind mit unserer Hilfe. Ich meine damit nicht diese platten Urteile der Facebook-Tierschutzkenner, die immer wissen, dass Auslandstierschutz sowieso nicht geht oder dass er nur ohne unsere Hilfe zu gehen hat oder was auch immer da so an klugen Urteilen aus dem gemütlichen Zuhause gänzlich ohne Vor-Ort-Kenntnisse abgesetzt wird.

Nein, ich fragte mich: Müssen wir anders agieren, haben wir Stellschrauben vergessen. Aber das hat mich meine juristische Ausbildung gelehrt: Ergründe erst den Sachverhalt gründlich und vollständig, bevor Du urteilst.

Nach nun einer Woche sehe ich schon klarer: In den letzten Monaten sind durch die rumänischen Tierschützerinnen 350 Hunde aus dem Tötungslager Campina in das

Hundelager Bucov verbracht worden. Für diese Hunde war das die Lebensrettung. Sie wären alle bereits tot ohne die Aktion, die Mihaela Teodoru gestartet und geleitet hat, aber auch ohne die Zustimmung von Direktor Sandu, der seit letztem Jahr für das Lager verantwortlich ist und der dazu sicher auch die Rückendeckung durch den Bürgermeister brauchte.

Ein kleiner Umstand steht stellvertretend für die großen Veränderungen: 2014 sollten wir noch die Toilette im Verwaltungsgebäude nur nutzen, wenn wir vorher um Einlass gebeten hatten, drinnen saßen nichts-tuende Sekretärinnen, die ich nur Rosen und Geranienampeln vor dem Eingang gießen und Fingernägel lackieren sah. Es gibt nur noch die Hälfte von ihnen und wir nutzen das Verwaltungsgebäude nun gänzlich selbstverständlich, im Büro, das nun Mihaela Teodoru zur Nutzung überlassen wurde, wird ein Welpe gepäppelt. Ich muss immer noch ein bisschen schmunzeln, wenn ich nun selbstverständlich in meinen dreckigen Klamotten dort reinlaufe und ich sogar noch gefragt werde, ob es mir gut geht. Okay, die Geranien sind inzwischen vertrocknet.

Auch eine deutlich verstärkte Entwicklung seit letztem Jahr: Es kommen mehr Leute, um einen Hund zu übernehmen. Dafür wird nun seitens der Verwaltung auch geworben. In erster Linie wird nach Welpen verlangt, aber wer will das verurteilen: Auch in Deutschland verlangen viele Menschen nach Welpen und auch in unserem Tierheim vermitteln wir Hunde- oder Katzenwelpen leichter als erwachsene Hunde. Und Rassehunde haben eine Chance, aber auch das ja nicht nur typisch für Rumänien. Als ich an einem der vergangenen Tage mitbekam, dass ein kräftiger American-Staffordshire-Terrier rausgegeben werden sollte, war ich erst sehr besorgt. Als ich dann jedoch mitbekam, dass das junge Paar sofort damit einverstanden war, dass der Rüde aber zuerst noch kastriert werden musste und ich mich mit ihnen in deren Wartezeit unterhalten konnte, wurde aus der Sorge Freude. Sie hatten einen Ledermaulkorb mitgebracht und ich zeigte ihnen hundefreundlichere Modelle im Internet aus Metall. Sie waren aufgeschlossen und interessiert. Der junge Mann hatte bereits in London gelebt und kannte den Tierschutzgedanken. Wir haben zusammen gelacht, als der dicke Kerl nach der Kastration in der Schubkarre, mit der sie ihn zu ihrem Auto transportieren konnten, laut schnarchte. Es war ein richtig gutes Gefühl seinen kleinen Zwinger danach für kurze Zeit leer zu sehen.

Es gab in dieser Woche vier Kastrationstage und das ist schon fast die Regel, es werden auch Hunde von außerhalb kastriert, noch wenige, aber das Angebot ist da.

Heute kamen die Hundefänger mit Hunden, die mir fast die Sprache verschlugen: Cane Corso, American Staffordshire und ein Bernhardiner, alle in mäßiger Verfassung. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass es sich um eine Sicherstellung bei einem Hundehändler handelte, der verschiedene Rassehunde in ihren eigenen Exkrementen zwischen toten Artgenossen hielt, er holte wohl auch lohnende „Ware“ aus Tötungsstationen. Obwohl die Sicherstellung im Zuständigkeitsbereich von Bukarest erfolgte, kamen die Hunde nach Ploiesti ins Hundelager Bucov, weil man davon ausging, dass man hier mit diesen Hunden klarkommt. Ich war platt. Das Hundelager Bucov ist damit auch für diese Hunde zur Rettung geworden. Es sollen wohl noch weitere Hunde von dort folgen.

Wenn aber Bucov zu so einem Ort geworden ist, dann wundern mich die erhöhten Hundezahlen auch nicht, dann ist Bucov nicht nur kein Tötungslager, sondern sogar schon ein wenig ein Rettungslager geworden.

Und ganz klar hätte diese Entwicklung niemals so und niemals so schnell stattgefunden ohne die stetige, voll engagierte Unterstützung von ProDogRomania in Bucov. Ich bin dankbar, dass wir ein kleiner Teil davon sind.

Ich hoffe sehr, dass ich in der nächsten Woche die Gelegenheit habe, Direktor Sandu für die positiven Entwicklungen zu danken, aber auch über weitere nötige Verbesserungen  mit ihm ins Gespräch kommen kann. Jedenfalls hat er mir im letzten Jahr nicht zu viel versprochen, als er zusagte, die Versorgung im Lager zu verbessern: Mehr Arbeiter, ein Mehrschichtbetrieb und neue Hilfsmittel wie der Elektro-Futterwagen sind deutliche Zeichen davon.

Morgen (Samstag) werde ich das große Glück haben, den zweiten Adoptionstag, den Aniela Ghita nun in Abstimmung mit Direktor Sandu im Hundelager veranstaltet, mitzuerleben. Ich bin gespannt.

Und ab morgen werden nach und nach die Vorstandskolleginnen von ProDogRomania hier ankommen.

Schon heute Abend, wenn ich ihnen gleich meinen Text zur Vorabinfo schicke, rufe ich Ihnen zu: „Hey Mädels, lasst uns gemeinsam die Welt verbessern, während andere nur über ihren Zustand klagen.“

Für die Bildergalerie des zweiten Teils des Reiseberichtes bitte auf das erste folgende Bild klicken:

Dritter Reisebericht aus Bucov: Tatkräftige Unterstützung durch ProDog-Team

10. August 2017

Am Samstag haben wir nach der Arbeit im Hundelager den zweiten Adoptionstag von Aniela Ghita besucht. Zunächst hatte ich es nicht richtig begriffen und meinte, der Adoptionstag fände im Hundelager statt. Viel besser war aber, dass der Adoptionstag im öffentlichen Park vor dem Zoo, der an das Lager angrenzt und für den auch Direktor Sandu verantwortlich ist, veranstaltet wurde. Hier kommen am Wochenende sehr viele Besucher und Besucherinnen hin. Aniela Ghita wurde bei der Standarbeit von Radu und Elena, zwei rumänischen Tierschützern, unterstützt. 

Einige Welpen fanden auch ein Zuhause, genauso wichtig war aber die Aufklärung über die Situation der Hunde in Ploiesti und im Hundelager und über das wichtigste Thema: die Kastration von Hunden.

Ich saß nur erschöpft auf einer Bank neben dem Stand und beobachtete das Treiben. Es ist klasse zu sehen, wie immer mehr kleine Pflänzchen entstehen.

Nach und nach sind weitere tolle Helfer zu uns gestoßen. Am Samstagmorgen lernte ich bereits Patrizia, die neue Schatzmeisterin von ProDogRomania im Lager kennen. Ich konnte ihr bei ihrem ersten Besuch in Bucov zur Seite stehen. Ich finde es toll, dass sie sich vor Ort informiert und ich meine auch, man muss vor Ort sehen, was man tut, sonst kann man die Entwicklungen nicht wirklich bewerten und steuern. Wir haben aber auch nicht nur beobachtet, sondern auch gearbeitet und am Sonntag mit einer Grundreinigungstour der Wassertröge begonnen.

Damit haben wir Aktivität bei den Arbeitern ausgelöst und so wurden nicht nur von uns am Montag weitere Tröge gereinigt, sondern auch einige Arbeiter nahmen dies in ihr Arbeitsprogramm auf. Nach welcher Logik die Aktivitäten im Lager erfolgen, verstehe ich noch nicht. Aber so oder so fand ich es toll, dass auch das Reinigen der Tröge nun Gestalt annahm.

Am Sonntagabend kamen neben Anna Langhammer, der 1. Vorsitzenden von ProDogRomania, und ihrer Kollegin Katja auch Manon und Klaus mit ihrer Tochter Lynn und ihrer Nichte Helen an.

Klaus zeigte ich am Montagmorgen, dass an einem der Hundewagen zwei Reifen platt waren und eine Wasserkarre hatte auch kaputte Reifen. Tagelang hatte ich niemanden im Hundelager dafür begeistern können, mir bei der Reparatur ernsthaft zu helfen. All meine verbalen und nonverbalen Hinweise in Richtung der Arbeiter, mir doch bei meinem hilf- und planlosen Gefummel an den Reifen zu helfen, waren unerhört verpufft. Es zeigte sich: Klaus ist ein Mann der Tat. Er schaute, was zu besorgen war, suchte sich Unterstützung bei den Arbeitern und flotter als man schauen konnte, wurden vier neue Reifen bei einem Reifenhandel gekauft. Mit Unterstützung eines Vorarbeiters, der nun deutliches Interesse zeigte, dabei zu unterstützen, wurden die neuen Reifen aufgezogen und im Nu waren Wasserkarre und Hundewagen repariert.

Mit Manon hatte die Reinigungsaktion der Wassertröge eine taffe Unterstützung gefunden.

Gleich zwei Erfasser-Teams, Anna und Katja sowie Cindy und Lynn, arbeiteten nun Kennel für Kennel durch und erfassten die vermittlungsfähigen Hunde. Anna und ich haben die gleiche Auffassung, dass nicht jeder Hund erfasst werden sollte. Es gibt Hunde, für die die Reise nach Deutschland eine Tortur wäre. Und damit meine ich nicht nur den alten Kerl, sondern alle Hunde, die sich in Gesellschaft des Menschen überhaupt nicht wohlfühlen und denen wir so viel Zwang antun müssten, um sie ausreisefähig zu machen und die dann eine ganz besondere Herausforderung für die aufnehmenden Menschen sind. Mir ist das auch über die Jahre in Bucov klarer geworden.

Wir retten nicht alle, Punkt. Und ich suche dann lieber die, die sich nach dem Menschen sehnen, die mir hinterherschreien mit ihren Stimmen oder mit ihren Augen. Nicht mal die können wir alle retten.

Mein Traum für die Hunde, die Angst vor dem Menschen haben und sich besser ohne unsere Anwesenheit fühlen: große Gehege, in denen sie nach ihrer Weise mit anderen leben können. Sollte mal irgendwann das Gesetz in Rumänien wieder geändert werden, können diese Hunde, nachdem sie kastriert wurden, ein unabhängiges, wenn auch hartes Leben auf den Straßen führen. Ich bin oft traurig darüber, dass ihnen ihre Unabhängigkeit genommen wurde. Sicher ist es aber auch eine Frage der eigenen Wertmaßstäbe: Ich ziehe auch für mich die Unabhängigkeit mit der Folge der Sorge für mich selbst jeder Form der Abhängigkeit vor.

Am heutigen Dienstagmittag stand unser Treffen mit dem Vizebürgermeister und Direktor Sandu, der  für Zoo und Hundelager ist, auf dem Programm. Begleitet wurden wir von den rumänischen Tierschützerinnen Mihaela Teodoru und Aniela Ghita und der Tierärztin Catalina. Anna Langhammer stellte mit einem Finanzreport das Engagement von ProDogRomania in Bucov vor.

Wir lobten die positiven Entwicklungen in Bucov und wiesen auf weitere Verbesserungsnotwendigkeiten hin. Um konkrete Maßnahmen zu besprechen, baten wir Direktor Sandu um einen gemeinsamen Rundgang im Lager. Dieser Bitte kam er nach und so sind wir morgen (Mittwoch) früh um 9 Uhr zum gemeinsamen Rundgang in Bucov verabredet. Es ist für uns von großem Vorteil, auch einfach bei so einer Aktivität von allen Beschäftigten im Lager, Arbeitern aber auch vom Verwaltungspersonal, gesehen zu werden. Die Bereitschaft, uns bei der Arbeit zu unterstützen, steigt damit schon spürbar an, so konnte ich es jedenfalls im letzten Jahr deutlich vernehmen.

Wir stellten Fragen zu dem Tötungslager Campina und merkten, wir stellen die richtigen Fragen.

Der Vizebürgermeister telefonierte schon während unseres Gesprächs mit seinem Amtskollegen, in dessen Amtsbereich das Tötungslager Campina fällt und stellt für uns den Kontakt her. So werden wir das Tötungslager nun in Begleitung des zuständigen Vizebürgermeisters besuchen.

Wir haben kein Interesse, dort nur Elend anzusehen, wir wollen auch Erkenntnisse gewinnen. Dazu müssen wir uns kennenlernen und Gespräche führen. Was daraus wird, vermag keine von uns zu sagen.

Zum Ende des Gesprächs überreichte ich Fotos von Sunny in ihrem neuen Leben bei ihren wunderbaren Adoptanten und bedankte mich, dass Sunny nach vielen Jahren im Lager durch die Unterstützung von Direktor Sandu – auch gegen den zunächst bekundeten Willen ihrer ehemaligen leider einflussreichen Halterin – ausreisen durfte. Direktor Sandu wollte die Bilder gerne behalten. Nach dem treffen mit Direktor Sandu werden wir uns am Mittag in das Tötungslager Campina aufmachen.

Abschlussbericht

Liebe Leserinnen und Leser,

hier aus meinem ruhigen Arbeitszimmer umgeben von meinen auch während meiner Abwesenheit wohlbehüteten Tieren berichte ich Ihnen nun von den letzten sehr ereignisreichen Tagen meiner diesjährigen Tierschutzreise nach Rumänien. Es war mir nicht möglich eher zu berichten, habe ich doch akzeptieren müssen, dass mich diese zwei Wochen mental angestrengt, aber körperlich definitiv an meine Grenzen gebracht haben.

Direktor Sandu erschien am Mittwoch, wenn auch etwas verspätet, zum vereinbarten Rundgang im Hundelager Bucov. Sein regelmäßiger Arbeitsplatz

befindet sich im angrenzenden Zoo. Sein Kommen hatte sich sicher herumgesprochen, denn alle Arbeiter waren rege, selbst der Hof wurde gefegt.

Anna Langhammer, die 1. Vorsitzende von ProDogRomania, und ich konnten bei dem Rundgang nochmal alle Themen ansprechen, die wir uns zuvor überlegt und gut vorbereitet hatten. Direktor Sandu sagte uns zu, die geschlossenen Holzpaletten in den Vet-Kenneln durch solche aus Plastik zu ersetzen. Schon die Holzpaletten waren ein Fortschritt aus dem letzten Jahr, aber jetzt sind sie durch die regelmäßige Reinigung mit Wasser und die Beanspruchung durch die leider immer noch zu vielen Hunde in den Vet-Kenneln stark ramponiert.

Auch unser Wunsch vom Vortag, dass die Tierärztinnen bessere Arbeitsbedingungen benötigen und endlich auch Tierärztin Catalina einen geschützten Arbeitsbereich braucht – denn sie arbeitet seit Jahren bei jedem Wetter unter freiem Himmel – nahm etwas Gestalt an. Direktor Sandu schwebt es vor, ein Holzhaus zu errichten. Wir baten darum, im Dach dieses Hauses ein Strohlager einzurichten. In dem im vergangenen Jahr vom Bautrupp eingerichteten Strohlager ist mittlerweile eine Gruppe größerer Hunde untergebracht.

Besonders wichtig war uns auch auf die Notwendigkeit der regelmäßigen Reinigung der Kennel hinzuweisen. Bisher wird nur punktuell und sporadisch gereinigt. Wir hatten den Eindruck, auf Verständnis gestoßen zu sein. Wir werden sehen, ob sich die Situation verbessert. Sicher müssten dafür mehr Arbeiter im Lager eingesetzt werden.

Mir war es sehr wichtig, auch Direktor Sandu darum zu bitten, keine Kennel kleiner als fünf mal fünf Meter zu bauen, auch und gerade für die Welpen, denn die Welpen- und Junghundezwinger sind schnell sehr überfüllt, gerade weil es möglich ist, dort viele Tiere zusammenzupferchen, ohne dass es zu schlimmen Zusammenstößen unter ihnen kommt. Aber sie werden größer und dann sind die Zustände sehr schnell dramatisch. Auch die sogenannten gefährlichen Hunde, derzeit vor allem AmStaffs, Rottweiler, Cane Corso und ein Bullterrier-Mischling bräuchten dringend mehr Platz, ihre Vermittlungschancen sind sehr gering, wahrscheinlich werden sie ihr Leben in den kleinen Zwingern verbringen.

Sicher alles keine großen Würfe, aber bisher hat es sich bewährt, kontinuierlich Verbesserungen zu fordern, die auch realistisch umsetzbar waren. Ich denke, auf diese Weise hat ProDogRomania diese Verhandlungsposition erreicht, selbstverständlich wirken auch die großen Spendensummen, die dort investiert werden, in Futter, Baumaßnahmen, medizinische Versorgung und Kastrationen.

Besuch der Tötungsstation Campina

Nach dem Rundgang brachen Anna und ich gemeinsam mit Mihaela Teodoru, Tierärztin Catalina und Volontärin Katja zu einem ganz besonderen Ausflug auf. Wir fuhren in die Tötungsstation Campina. Wir bekamen dafür einen großen Tiertransporter des Zoos von Direktor Sandu gestellt und Mihaela Teodoru erklärte uns mehrfach, dass es ihr und Tierärztin Catalina nicht möglich ist dorthin zu fahren, ohne dann auch Hunde mitzunehmen und damit ihr Leben zu retten. Eigentlich hätte sie mir das nicht erklären müssen. Ich hätte es nicht ertragen, mich der Besichtigung zu stellen, wenn ich nicht von der ersten Minute an gewusst hätte, dass es gleichzeitig für einige der Insassen eine Rettungsaktion wird.

Die kommunale Tötungsstation Campina liegt wie das staatliche Lager Bucov in dem Regierungsbezirk Prahova. Das dritte staatliche Lager in dem Bezirk, der vergleichbar mit einem Bundesland in Deutschland ist, ist das Tötungslager Bacoi.

Die Kommune Campina mit rund 30.000 Einwohnern hat die Station an einen Unternehmer als Betreiber verpachtet, der angrenzend seinen Metallbau betreibt.

Zuerst nahmen wir den Gebäudebestand wahr. Es gibt ein festes Gebäude, die Ausläufe haben Betonböden, die Zäune sind stabil, der Außenzaun geschlossen, grundsätzlich keine schlechte Ausgangssituation. Die Besetzung der Ausläufe ist angemessen, was jedoch auf dem Umstand beruht, dass hier regelmäßig getötet wird.

Der Vizebürgermeister von Campina kam zum vereinbarten Termin in Begleitung der zuständigen Polizeichefin. Der Bürgermeister ist jung und spricht sehr gut Englisch, das machte es Anna und mir einfacher, unsere Fragen beantwortet zu bekommen. Wir stellten eine Vielzahl von präzisen Fragen zu den Bedingungen des Lagers, den beteiligten Akteuren, den Rahmenbedingungen. Selbstverständlich interessierte uns besonders, wann und wie die Tötungen vor sich gehen. Wir bekamen überraschend präzise Antworten. So wie wir es verstanden haben, wird dann getötet, wenn niemand die Hunde abnimmt. Eine klare Regelung, dass die Hunde nach einer bestimmten Verweildauer oder bei einer bestimmten Anzahl getötet werden, wird uns nicht dargelegt. Wir durften alle Bereiche und Räume besichtigen. Das Betreten des gefliesten und mit Käfigen ausgestatteten Tötungsraums löste bei uns allen Beklemmungen aus und ich verbot mir, mir vorzustellen, welche Szenen sich ganz genau dort abspielen.

Bei der gesamten Besichtigung und dem Gespräch mit dem Vizebürgermeister bekam ich einen Eindruck, den ich schon bei Direktor Sandu und auch bereits bei seiner Vorgängerin Laura Moagher hatte: Ich habe den Eindruck, dass diese Personen kein Interesse haben, als rückständig oder unzivilisiert angesehen zu werden. Ich meine, bei allen ein Veränderungsinteresse gespürt zu haben. So fragte uns der Vizebürgermeister auch mehrfach, was nun der nächste Schritt sei. Wir haben klar gemacht, dass es für jede Tierschutzorganisation, die sich vor Ort engagieren würde, zwei Vorbedingungen gäbe: Zuallererst muss das Töten gestoppt werden und dann muss als Betreiber ein praktizierender Tierarzt oder eine NGO gefunden werden. Wir haben erklärt, dass niemand in Deutschland oder anderen Ländern für eine Station spendet, in der getötet wird. Das wurde verstanden. Ich wünsche mir sehr, dass sich eine Auslandstierschutzorganisation finden wird, die sich vor Ort nachhaltig engagiert.

Nachdem sich der Vizebürgermeister verabschiedet hatte, kam der schwerste Teil dieses Tages auf uns zu. Schnell verteilten wir die Rollen. Anna wollte die Hunde einladen und nicht auswählen, wer mit kann. Tierärztin Catalina schaute sich bei den Welpen um: Alle waren krank, da in Tiere, die getötet werden sollen, keine medizinische Behandlung investiert wird. Mihaela erklärte, nach kranken Hunden schauen zu wollen, die schon bis zu ihrer Tötung erheblich leiden würden. Katja und ich beschlossen, in jeden Auslauf zu gehen und die mitzunehmen, die sofort freundlich auf uns zukommen, die sich hochnehmen und ohne Gewaltanwendung in den Transporter tragen lassen. Es wurde ein sehr ruhiges, konzentriertes Arbeiten. Eine alte AmStaff-Hündin ließ sich von mir am Zaun freundlich streicheln und leckte mir die Hände. Ich fragte mich kurz, ob ein lebenslanger Zwinger im Hundelager Bucov eine wirkliche Rettung für sie wäre und was die anderen sagen würden, wenn ich genau so einen Hund auswählen würde. Ich betrat den Zwinger und näherte mich ihr. Sie ließ das zu, auch vorsichtige Berührungen. Doch meinen Versuch wirklich nach ihr zu greifen, beantwortete sie mit offensivem Drohen. So musste ich von meinem Vorhaben absehen und sie zurücklassen. Woher sollte die Hündin auch wissen, dass ich es gut mit ihr meinte, wie sollte sie wissen, dass ich sie nicht in den gekachelten Raum, sondern in den Transporter bringen wollte. Mir blieb keine Zeit, traurig zu sein. Für jeden Hund in meinen Armen war ich dankbar, hatte aber gleichzeitig die Sorge, dass der Transporter viel zu schnell voll sein würde.

Katja, deren erste Tierschutzreise dies war, zeigte eine vorbildliche Haltung. Ganz bei den Hunden, nicht bei der eigenen Betroffenheit. Unsere Tränen oder unsere Trauer bringen den Hunden nichts, allein unsere Arbeit und unsere Stärke kann ihnen helfen.

Im Eingang eines kleinen Zwingers stehend, meinte ich dort keinen Hund zu sehen, den wir mitnehmen könnten, da alle ängstlich vor mir zurückwichen. Nur durch Zufall schaute ich genauer in eine der Hütten, erst Tierärztin Catalina machte mir klar, was ich dort sah. Eine Mutterhündin mit zwei gerade geborenen Welpen. Ich versuchte die Hündin aus der Hütte zu bekommen, aber wir waren wohl beide zu ängstlich. Ein Arbeiter des Lagers bot mir seine Hilfe an, die ich nur zu gerne annahm. Er trug die Hündin, ich die beiden frisch geborenen Leben. Ich wollte nicht, dass die Welpen für den Transport von der Mutter getrennt wurden. So bastelten wir schnell aus einem der leeren Papierfutter-Säcke eine kleine Höhle, denn die Welpen hätten bei dem Transport durch die Gitter der Käfige fallen können.

Mihaela fand eine Hündin, der erst vor Kurzem ein Unterschenkel abgebissen oder abgerissen worden war, auch sie bekam ihren Platz im Transporter. Catalina und Mihaela identifizierten insgesamt fünf tragende Hündinnen, alle nahmen wir mit. Auch alle sehr kleinen Welpen nahmen wir mit.

Der Arbeiter half uns weiter sehr engagiert, ein einfacher Mann, der sicher kaum leben kann von seinem dortigen Lohn. Ich spürte ganz genau, wie froh er über jeden Hund war, den wir mitnahmen. Er hörte gar nicht auf, mich anzustrahlen und mir fiel es in der Situation so schwer zurückzulächeln. Aber ich fragte, ob er Englisch spreche, ich verstand, dass er Spanisch sprechen konnte und ich suchte nach ein paar freundlichen Worten auf Spanisch, die ich bei meinen Tierschutzreisen dorthin gelernt hatte. Eine absolut merkwürdig-berührende Begegnung. Anna und ich waren uns sofort einig: Mit dem Mann könnte man arbeiten.

Wir nahmen insgesamt 45 Hunde mit. Die tragenden Hündinnen brachte ich auf Wunsch von Tierärztin Catalina alle am nächsten Tag zu Tierarzt Bratu zur Kastration. Es sollte kein weiteres Tier in dieses Leben geboren werden. Die gebärende Hündin bekam noch fünf weitere Welpen in der kommenden Nacht, einer starb. Wir hatten sie provisorisch in einem der Hundewagen untergebracht und ihr durch ein weißes Laken über dem Wagen Deckung verschafft. Mittlerweile lebt sie mit ihren Welpen in einem Auslauf mit einer weiteren freundlichen Mutterhündin. Die kleinen mutterlosen Welpen brachte Mihaela noch am Abend auf eine ihrer Pflegestellen, sie werden es trotzdem schwer haben zu überleben.

Am Donnerstag kümmerten wir uns um die Ausreisekandidaten für den Transport am Freitag. Den Hunden musste Blut abgenommen werden und wir mussten uns vergewissern, dass sie ausreisefähig sind.

Der Freitag, mein letzter Tag in Bucov, stand dann ganz im Zeichen der Transportvorbereitung. Die 13 Hunde, die nach Hamburg reisten, konnte ich alle sicher in den Transporter setzen. Vielleicht denken Sie, dies sei ein schöner Moment, aber tatsächlich ist es ein schwerer Moment, denn auch dabei lässt man viel mehr Hunde zurück, als man retten kann.

Ihre Sandra Gulla