Zusammenarbeit und Kooperation im Tierschutz  

Ach, wie gerne würde ich jetzt Ihre Gedanken lesen können, nachdem sie diese fünf ersten Worte gelesen haben. Ich jedenfalls muss mich immer wieder damit auseinandersetzen. 

Fast stereotyp hört man auf jeder Veranstaltung oder in jeder Diskussion, die Tierschutzszene ist zerstritten und ständig wird abgegrenzt, wer nicht mit wem arbeitet und warum man mit jenem nichts gemeinsam machen kann. 

Ein tiefer Riss scheint zwischen Tierschützern und Tierrechtlern zu herrschen. Auf der anderen Seite wird ständig an die Einheit und die Gemeinsamkeit appelliert mit Aussagen wie: „Wir wollen doch alle das Gleiche!“ 

Da mir dieses Thema begegnet seitdem ich mich im Tierschutz engagiere, mithin seit weit über 20 Jahren habe ich mir schon so meine Gedanken dazu gemacht und dabei auch manche Entwicklung durchlaufen 

Ich halte schon die Grundannahme, dass wir alle das Gleiche wollen für grundlegend falsch. Die Gründe, warum sich Menschen im Tierschutz oder für Tierrechte engagieren sind mannigfaltig und auch die Ziele, die sie mit ihrem Tun verfolgen sind tatsächlich Welten voneinander entfernt. So hat doch die Vorstellung es soll allen Heimtieren in Deutschland gut gehen nicht so viel mit dem Wunsch der Befreiung der Tiere von der menschlichen Gewaltherrschaft und einer veganen Welt gemeinsam.  

Und so erfahre ich auch selbst, dass Kolleg*innen aus der Tierrechtsszene verwundert sind, warum ich mich als Tierrechtlerin im Vorstand eines Tierschutzvereins sehe, der in erster Linie caritativen Tierschutz praktiziert und Kolleg*innen aus der Tierschutzszene weisen mich schon mal darauf hin, dass ich mit meinen Haltungen überlegen sollte, ob ich in dem ein oder anderen Zusammenschluss noch „richtig“ sei. 

, wir wollen nicht alle das Gleiche. Das sollten wir aus meiner Sicht auch klar benennen und keine Harmoniesoße über die unterschiedlichen Standpunkte gießen. Wir wollen den Weg für den Schutz der Tiere, die Befreiung der Tiere, die Rechte der Tiere unterschiedlich weit gehen. 

Aber das sollte und darf uns nicht hindern, den Weg soweit es eben geht zusammen zu gehen.  

Jeder Tierschützer*in, die Tierrechtler*innen für Fantasten hält und das äußert, muss klar sein, damit schwächt sie die Bewegung im Ganzen, jede Tierrechtler*in die meint, sie habe sich bereits über die Idee des Tierschutzes erhoben und bräuchte mit den noch nicht so weit entwickelten Tierschützer*innenicht mehr zusammenarbeiten, der muss klar sein, damit schwächt sie die Bewegung im Ganzen. 

Mein Credo im Tierschutz ist immer gewesen: Wir streiten uns, wir setzen uns auseinander, wir brauchen uns nicht zu lieben und können das auch klar benennen, doch das tun wir „hinter verschlossenen Türen und unter uns“, aber wenn wir rausgehen in die Welt dann wissen wir: Der Feind ist woanders. 

Der Feind sind multinationale Konzerne, die um des Profits willens unser aller Lebensgrundlagen zerstören. Der Feind sind industrielle Tierhaltungsunternehmen, die Tiere gänzlich ihrer Wesenhaftigkeit beraubt haben und sie behandeln wie tote Materie. 

Der Feind sind Politiker, die ihren Aufgaben der Abwägung gesellschaftlicher Interessen und des Schutzes unserer Lebensgrundlagen nicht gerecht werden, Klientelpolitik betreiben und die keine Lobbyisten mehr brauchen, weil sie die schon selber sind. 

Der Feind ist Dummheit. Der Feind ist Ignoranz. 

Wenn ich fordere wir müssen zusammengehen,  meine ich in allererster Linie mal das Organisationen zusammenwirken müssen. 

Ich will nicht den Eindruck vermitteln, dass ich fordere, dass jeder und jede im Tierschutz zusammen geht und lieben müssen wir uns auch nicht. 

Mir geht es da wie meiner Lieblingsdichterin Marie von Ebner-Eschenbach: „Unter hundert Menschen liebe ich nur einen, unter hundert Hunden neunundneunzig.“ Meine Liebe kann ich auch noch auf neunundneunzig Katzen ausweiten. 

Aber Liebe ist doch auch nicht nötig, nur der Wille gemeinsam für die Sache einzustehen. Und tatsächlich weigere auch ich mich, und dann auch sehr nachhaltig mit Menschen zusammenzuarbeiten, die mich öffentlich diskreditiert haben, die mich verleumdet und massiv hintergangen haben. Ja, es gibt Leute, die meinen es sei schon Tierschutz andere Tierschützer*innen zu kritisieren.  

Und selbstredend fallen in meinen Solidaritätswunsch nicht solche Personen und Organisationen, die sich nur unter dem Vorwand Tierschutz zu betreiben, bereichern. 

Wir versuchen unseren Tierschutzweg gemeinsam mit möglichst vielen anderen zu gehenWir bemühen uns aktiv um Kooperationen, wir schmieden Bündnisse. In unserem Vorstand gibt es dazu eine klare Übereinkunft. Wir wollen stark sein für unseren Kampf für die Tiere und wenn der ein oder andere aussteigt, weil er meint es sei schon alles erreicht, dann werden andere dazukommen, die mit uns weitermarschieren. Wir wissen doch, wir sind auf einem Weg der über uns und unser Leben hinausgeht. 

Unser natürlicher Verbündeter ist jeder, der sich mit auf den Weg macht…. 

Selbstverständlich: Mit Faschisten, die meinen auch Tierschützer zu sein, machen wir keine gemeinsame Sache. 

verfasst Oktober 2017