Grundrechte für alle Großen Menschenaffen  

Kennen Sie das auch, da erfahren Sie von einer Idee, einem Gedanken und sind sofort inspiriert und fragen sich, warum das nicht schon lange gedacht oder besser schon umgesetzt wurde? Mir ging es vor kurzem so mit der Initiative „Lebendiges Welterbe“. Sagt Ihnen noch nichts? Das müssen wir ändern! 

Die spanische, brasilianische und deutsche Sektion des Great Ape Project hat die Idee, die Großen Menschenaffen bei der UNESCO als “Lebendiges Welterbe” (Living World Heritage) anerkennen zu lassen.

Durch eine solche Anerkennung, so die Initiatoren, würde das besonders geschützte Welterbe, das bislang ausschließlich Naturlandschaften sowie menschengemachte Kulturschöpfungen umfasst, erstmals auch auf bedrohte Tierarten ausgeweitet. 

Ich war so erschüttert, als ich von der Idee las. Na klar, jeder von uns kennt das. Da wurde jenes Bauwerk als Weltkulturerbe anerkannt oder jene Landschaft – wir denken sofort an das Wattenmeer-  als Weltnaturerbe geschützt. Finde ich gut, zeigt es doch den besonderen Wert und die besondere Schutzbedürftigkeit der ausgezeichneten Güter. Aber dann die Erkenntnis: und bei Tieren ist uns das noch nicht eingefallen, nicht mal bei unseren unmittelbaren Verwandten? 

Wenn nichts unternommen wird, könnten schon in zehn Jahren die letzten Orang Utans aus der freien Wildbahn verschwunden sein, bald darauf auch Gorillas, Bonobos und Schimpansen. Wäre das nicht ein unendlich tragischer und schmerzhafter Verlust. Müssten wir nicht alle und müssten nicht alle Institutionen dieser Welt alles daran setzen, das zu verhindern? 

Es klingt wohl zynisch, aber ich musste darüber nachdenken was wäre, wenn heute noch irgendwo im Bergischen Land einige Neandertaler leben würden. Könnte es sein, dass wir ihre Wandmalereien schützen würden, hätten sie doch was mit unserem kulturellen Erbe zu tun, ihren Lebensraum würden wir aber zerstören und damit sie selbst. 

Warum tun wir uns so schwer damit die nichtmenschlichen Tiere endlich in unseren Wertekanon aufzunehmen? Die zentrale Forderung des Great Ape Project sind Grundrechte für alle Großen Menschenaffen. Basis ist die Erkenntnis, dass wir Menschen in der Familie der Menschenaffen eben Gleiche unter Gleichen sind. Wir wissen seit Jahrzehnten: Der nächste Verwandte der Schimpansen ist nicht der Gorilla, sondern der Mensch!  

Grundrechte für alle Großen Menschenaffen (Orang-Utan, Gorilla, Schimpanse und Mensch) sollen sein: 

1.  Das Recht auf Leben 

Das Leben der Mitglieder der Gemeinschaft der Gleichen ist zu schützen. Mitglieder der Gemeinschaft der Gleichen dürfen nicht getötet werden, außer in streng festgelegten Situationen wie zum Beispiel in Notwehr. 

2. Der Schutz der individuellen Freiheit 

 Mitglieder der Gemeinschaft der Gleichen dürfen nicht willkürlich ihrer Freiheit beraubt werden; falls sie ohne vorheriges ordentliches Gerichtsverfahren eingesperrt sein sollten, haben sie das Recht auf sofortige Freilassung. Die Inhaftierung derjenigen, die keines Verbrechens überführt oder nicht strafmündig sind, ist nur erlaubt, wenn erwiesen werden kann, dass es zu ihrem eigenen Wohl ist oder notwendig wird, um die Allgemeinheit vor einem Mitglied der Gemeinschaft zu schützen, welches in Freiheit eindeutig eine Gefahr für andere darstellen würde. In solchen Fällen haben die Mitglieder der Gemeinschaft der Gleichen das Recht, entweder direkt oder, falls ihnen die notwendigen Fähigkeiten fehlen, durch einen Rechtsbeistand ein Gericht anzurufen. 

3. Das Verbot der Folter 

Einem Mitglied der Gemeinschaft der Gleichen entweder böswillig oder für einen angeblichen Nutzen anderer wissentlich ernsthaften Schmerz zuzufügen, gilt als Folter und ist unrecht. 

Merken Sie welche ungemeine Wirkung diese Idee hat, packt sie doch alle Übel an der Wurzel: Lebensraumvernichtung, Jagd, Folter im Tierversuch, Missbrauch in Zirkus und Zoo. Ich bin überzeugt davon, ein Gedanke, der eine solche moralische Strahlkraft hat, ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen. 

Hoffen wir nur, dass wir schnell genug sind, bevor alle Menschenaffen außer uns Menschen aus der Welt geschafft sind. 

Ich bitte Sie herzlich lesen Sie hier gerne mehr zum Beispiel über meine Namensvetterin Sandra und das Urteil, das sie befreite:  

http://hpd.de/artikel/living-world-heritage-12735 

http://greatapeproject.de/grundrechte/ 

http://greatapeproject.de/ 

 

Ach, eins noch: Ich werde niemals verstehen, warum man sich in der eigenen Würde verletzt sehen kann, nur weil einem anderen Lebewesen Würde zuerkannt wird. Ist es nicht vielmehr so, dass es unsere eigene Existenz würdevoller machen würde? 

verfasst Januar 2016