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Unsere Mahnwachen gegen Pferderennen vor der Horner Rennbahn

Jedes Jahr beginnen Ende Juni die Pferderennen auf der Horner Rennbahn, welche zum ersten Juli-Wochenende ihren grausamen Höhepunkt im großen Derby finden. Seit 2014 protestierten wir gegen den Missbrauch von Pferden als Sportgerät, auch direkt vor dem Einlass der Horner Rennbahn. Wir kooperieren mit verschiedenen Tierrechtsorganisationen und klären die Besucher*innen über das Leid der Rennpferde auf. Warum wir demonstrieren:

Die Pferde werden viel zu früh unter grausamen Trainingsmethoden zu Rennpferden trainiert. Das Skelett und die Sehnen sind noch nicht richtig ausgebildet, die Knochen der Pferde noch nicht stark genug, um den Geschwindigkeiten der Rennen standzuhalten. Körperliche Folgeschäden sind programmiert. Die Pferde sind anfälliger für Stürze und schwere Verletzungen, die häufig zum Tod führen. Damit die Rennpferde trotz physischen und seelischen Stresses weiterhin

ihre Höchstleistungen bringen, werden ihnen oft leistungssteigernde und schmerzunterdrückende Medikamente verabreicht. Der Einsatz von brutalen Peitschenschlägen, scharfem Zug am Gebiss und verbotenen Zungenbändern stehen ebenfalls auf der Tagesordnung. Die Folge: frühzeitiger Tod. Häufige Todesursachen sind schwere Knochenbrüche durch Stürze, Herz-Kreislauf-Versagen, Aorta-Abrisse und (Stress-) Koliken. Die Todesliste der beim Derby verunglückten Pferde ist lang und bei jeder Rennsaison reihen sich neue Opfer in die Toten ein.

Die toten Pferde von der Horner Rennbahn und andere Hässlichkeiten 

Diese Zeilen widme ich Cool Kid und Glad Royal, den toten Pferden von der Horner Rennbahn. Den diesjährigen toten Pferden muss ich ergänzen, denn auch im letzten Jahr gab es Todesfälle unter den am Hamburger Derby beteiligten Pferden. So brachen sich zwei Pferde bei Rennen die Beine und wurden vor Ort eingeschläfert. 

Diesmal warfen mehrere Pferde ihre Jockeys beim Galopprennen ab. Beim Versuch, die nun führerlosen Tiere einzufangen – während das Feld weiterrast – passiert es dann: Der reiterlose Wallach Cool Kid kracht mit voller Wucht in die entgegenkommenden Stute Glad Royal. Beide Pferde sterben noch auf der Rennbahn.  

Ich habe nicht viel Ahnung von Pferden und ich gebe zu, dass ich auch nie viel darüber wissen wollte, wie es bei Pferderennen zugeht, und stets weggucke, wenn ich in den Wochen des Hamburger Derbys an der Horner Rennbahn vorbeifahre. Ja, ich wollte die Pferde nicht sehen müssen, ich wollte mich dem, was da quasi vor meiner Haustür passiert, nicht stellen. Aber das ist jetzt vorbei. Mir gehen die Pferde nicht mehr aus dem Kopf. In was für einer grenzenlosen Panik muss sich ein Pferd befinden, wenn es nur noch rennt und mit annähernd 60 Stundenkilometern in ein anderes Pferd hineinrast? Warum bringen Menschen Tiere in eine solche Ausnahmesituation? Wie verantworten sie das? Bei Pferden werden nicht der Jagdinstinkt und der Hetztrieb ausgenutzt für das Rennen, sondern der Fluchtreflex.

Wie krank ist allein das? Die Pferde werden mit widerwärtigen Methoden zu unnatürlichen Höchstleistungen gezwungen, sie werden gedopt und ihre Gesundheit und ihr Leben wird im wahrsten Sinne des Wortes „aufs Spiel gesetzt“. Ich habe mittlerweile genug erfahren, um zu wissen: Für mich sind alle Pferderennen Tierquälerei.

In den Nachrichten sah ich zufällig einen der am Derby beteiligten „berühmten“ Jockeys und den Eigentümer eines Siegerpferdes im gemeinsamen Jubel über den Sieg und die Siegerprämie, da wurde mir die ganze Hässlichkeit dieser Veranstaltungen klar. Wie kann man sich so was auch nur anschauen: Egal, welche Hüte Ihr tragt, egal wie elegant Eure Roben sind, die Ihr bei solchen Events tragt, es ist einfach nur hässlich, sich an solcher Tierquälerei zu ergötzen!

Tierschutzorganisationen haben Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Hamburger Derbys wegen Tierquälerei gestellt.

Als ich nach der Rennwoche das erste Mal wieder auf der Horner Rennbahn war, fragte ich mich wo wohl die beiden Tiere gestorben waren. Ich musste mich das nicht lange fragen, denn ich entdeckte eine Gedenkstelle für Cool Kid und Glad Royal: Ein laminiertes Gedenkbild für die Beiden mit ein paar Rosen und zwei roten Grablichtern mit Namensschildern. Ich war sehr gerührt und es tröstet mich, dass es hier Menschen gibt, die so viel Empathie für die Pferde zum Ausdruck bringen. Die Grablichter waren bereits runtergebrannt, so konnte ich in meiner Hilflosigkeit gegenüber dem Leid der Rennpferde wenigstens am nächsten Tag zwei neue weiße Kerzen aufstellen.

Es ist zu hören, dass im nächsten Jahr auf das gefährliche Hindernisrennen beim Hamburger Derby verzichtet werden soll. Aber das ist nur die Spitze des Eisberges. Pferderennen sind in einer modernen Gesellschaft mit moralischen Grundsätzen nicht zu vereinbaren. Ich jedenfalls werde im nächsten Jahr vor Ort sein, an Cool Kid und Glad Royal erinnern und mahnen, dass Tiere keine Sportgeräte sind. Vielleicht gemeinsam mit Ihnen?

Sandra Gulla

verfasst Juli 2013

Wir haben unser Versprechen gehalten …

Wir haben uns am 06.07.2014 in Trauerkleidung vor der Horner Rennbahn positioniert, um an die am 06.07.2013 tödlich verunglückten Sportpferde Glad Royal und Cool Kid zu erinnern.

Das Nicht-Abbrechen des Rennens motivierte uns dabei zu unserem Motto des Tages ‘Hoppe, hoppe Reiter – wenn es fällt, dann geht es trotzdem weiter‘. Wir haben uns direkt vor dem Eingang zur Rennbahn positioniert und dabei das Rennen um den größten Wetteinsatz abgepasst – eine wahnwitzige Summe von 650.000 Euro. Mit Plakat, schwarzen Trauerhüten, Kreuzen, Grabkerzen und natürlich dem Banner des Hamburger Tierschutzvereins wollten wir in stillem Protest an die beiden Pferde erinnern und uns für ein Ende des Missbrauches von Pferden als Sportgeräte einsetzen.

Wir haben ein spektakuläres Bild abgegeben und Aufmerksamkeit erregt – das war auch unser Ziel. Die Reaktionen des „behuteten“ Publikums waren wie erwartet sehr differenziert. Von „So ein Quatsch! Und was tut ihr für die hungernden Kinder in Afrika?“ über „Wart ihr denn eigentlich schon mal selbst bei einem Rennen?“ waren viele Kommentare dabei, die wir erstmal verdauen mussten. Wir waren auf Konflikte eingestellt, aber wollten uns auf keine aggressiven Diskussionen einlassen. Das haben wir auch geschafft! Eine Dame versprach uns, nächstes Jahr nicht wieder zum Rennen zu gehen und vor allem Kinder wurden sehr traurig, nachdem sie von dem Tod der beiden Pferde erfahren haben. Diese Reaktionen haben uns motiviert, weiter durchzuhalten. Nach ca. einer Stunde gesellte sich auch eine Gruppe Demonstranten der Organisation PETA dazu und zusammen bildeten wir eine ansehnliche Gruppe von Menschen mit Herz und Verstand.

Wir fordern das Ende des Missbrauches von Pferden als Sportgeräte zur Bereicherung der Menschen. Kein Tier soll zu unserer Unterhaltung leiden oder sogar sterben müssen und dafür werden wir immer wieder protestieren.

Katharine Krause

verfasst am 15. Juli 2014